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MUSEO GREGORIANO.
Marasmus zu Beginn des zweiten Jahrhunderts, wozu
auch die veränderten Bedürfnisse des Grabkultes bei-
getragen haben mögen.
Von den Erzeugnissen der etruskischen Keramik ver-
dienen zwar nicht die flüchtigen Sudeleien, die sich na-
mentlich auf Schalen breit machen, wohl aber jene eigen-
thümlich trockenen und eckigen Zeichnungen, die in
ehrlichem aber vergebenem Bemühen griechische Vor-
bilder copieren, unsere Beachtung ; sie mögen dem Beginn
des dritten Jahrhunderts entstammen und machen in ihrer
augenfälligen Verwandtschaft mit etruskischen Spiegel-
zeichnungen dem an griechische Malweise gewöhnten
Augo fast den Eindruck des Unantiken (S. 275f.). Auf
dem Boden der spätcampanischen Malerei ist endlich jene
numerisch und zeitlich beschränkte Gruppe von kleinen
Schalen mit aufgemalten Eroten erwachsen, die, wie ihre
lateinischen Inschriften beweisen, von einer Fabrik La-
tiums in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts in
den Handel gebracht worden sind (S. 253).
Die Erzeugung von Thongefässen mit Reliefverzie-
rung, die seit der alexandrinischen Zeit an verschiedenen
Punkten der hellenischen Welt lebhaften Aufschwung ge-
nommen hatte, hat in Italien eine zweite Heimath gefun-
den. Das Centrum für die Fabrikation einer eigenarti-
gen Gattung schwarz gefirnisster, henkel- und fussloser
Schalen (Pateren, Phialen) ist in der zweiten Hälfte des
dritten Jahrhunderts die campanische Stadt Cales gewesen.
In späterer Zeit geniessen die Töpfereien von Arretium
grossen Ruf durch ihre leuchtend rothen, reliefgeschmück-
ten Gefässe, die hier bis in die spätere Kaiserzeit hinein
als billige und gefällige Surrogate des Metallgeschirrcs
erzeugt tmd im ganzen Reiche verkauft worden sind —
sie erscheinen so als die letzten Vertreter eines einst blü-
henden Kunsthandwerkes noch zu einer Zeit, da dessen
herrlichste Erzeugnisse seit Jahrhunderten mit den Todten,
denen sie dienen sollten, unter der Erde begraben und
vergessen waren, bis sie der Spaten der Schatzgräber und
Forscher in unserer Zeit zu neuem Leben erweckt hat.
MUSEO GREGORIANO.
Marasmus zu Beginn des zweiten Jahrhunderts, wozu
auch die veränderten Bedürfnisse des Grabkultes bei-
getragen haben mögen.
Von den Erzeugnissen der etruskischen Keramik ver-
dienen zwar nicht die flüchtigen Sudeleien, die sich na-
mentlich auf Schalen breit machen, wohl aber jene eigen-
thümlich trockenen und eckigen Zeichnungen, die in
ehrlichem aber vergebenem Bemühen griechische Vor-
bilder copieren, unsere Beachtung ; sie mögen dem Beginn
des dritten Jahrhunderts entstammen und machen in ihrer
augenfälligen Verwandtschaft mit etruskischen Spiegel-
zeichnungen dem an griechische Malweise gewöhnten
Augo fast den Eindruck des Unantiken (S. 275f.). Auf
dem Boden der spätcampanischen Malerei ist endlich jene
numerisch und zeitlich beschränkte Gruppe von kleinen
Schalen mit aufgemalten Eroten erwachsen, die, wie ihre
lateinischen Inschriften beweisen, von einer Fabrik La-
tiums in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts in
den Handel gebracht worden sind (S. 253).
Die Erzeugung von Thongefässen mit Reliefverzie-
rung, die seit der alexandrinischen Zeit an verschiedenen
Punkten der hellenischen Welt lebhaften Aufschwung ge-
nommen hatte, hat in Italien eine zweite Heimath gefun-
den. Das Centrum für die Fabrikation einer eigenarti-
gen Gattung schwarz gefirnisster, henkel- und fussloser
Schalen (Pateren, Phialen) ist in der zweiten Hälfte des
dritten Jahrhunderts die campanische Stadt Cales gewesen.
In späterer Zeit geniessen die Töpfereien von Arretium
grossen Ruf durch ihre leuchtend rothen, reliefgeschmück-
ten Gefässe, die hier bis in die spätere Kaiserzeit hinein
als billige und gefällige Surrogate des Metallgeschirrcs
erzeugt tmd im ganzen Reiche verkauft worden sind —
sie erscheinen so als die letzten Vertreter eines einst blü-
henden Kunsthandwerkes noch zu einer Zeit, da dessen
herrlichste Erzeugnisse seit Jahrhunderten mit den Todten,
denen sie dienen sollten, unter der Erde begraben und
vergessen waren, bis sie der Spaten der Schatzgräber und
Forscher in unserer Zeit zu neuem Leben erweckt hat.