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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Porzellane, Gobelins, Teppiche, Metallarbeiten, Gemälde alter und neuerer Meister, Möbel und anderes aus der Sammlung Georg Hirth: 1916 ; [Versteigerung: in München in der Galerie Helbing, Dienstag, den 28. November 1916 und folgende Tage] (Band 1): Text — München, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.23852#0017
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eigentlichen Kern seiner Sammlungen, die Porzellanfiguren, liess er darin in einem
besonderen Teile als „Deutsch Tanagra" vollständig reproduzieren und mit einer
trefflichen Übersicht über die Entwicklung der deutschen Porzellanfabriken durch
seinen Neffen Herbert Hirth versehen. Wenn Georg Hirth in seinem Vorwort
darüber Klage erhebt, dass „die gelehrte Geschichte der deutschen Plastik neben
der Kleinkunst der Antike, des Mittelalters und der Renaissance die Porzellan-
figuren der Zopfzeit bisher nicht einmal eines Blickes gewürdigt habe", so war
diese Anklage nur zu berechtigt; er hat aber die Freude gehabt, dass dieser
Prachtkatalog und die Versteigerung selbst den Sinn für das „Deutsche Tanagra"
wie mit einem Schlage geweckt hat, dass heute — achtzehn Jahre nach jener
denkwürdigen Versteigerung in München — kaum ein anderer Zweig der Klein-
kunst so beliebt ist, und dass die Geschichte der deutschen Porzellanfabriken,
darunter das von Hirth beinahe erst entdeckte Nymphenburger Porzellan mit seinen
kleinen Meisterwerken von Bastelli und Auliczeck, in einer Reihe tüchtiger und
selbst ausgezeichneter Sonderpublikationen bearbeitet ist. Die Worte, mit denen
der Verblichene das Vorwort zu jenem Kataloge schliesst: „Mein Trost ist, dass
sie (die Figürchen seiner Sammlung) in ihrer glänzenden plastischen Kunst-
wirklichkeit zum Ruhme ihrer Schöpfer fortleben und ihrem alten Freunde Hirth
ein wohlwollendes Andenken bewahren werden", hat sich in ungeahntem Mafse
erfüllt; mit diesen seinen kleinen Lieblingen ist sein Name für immer verbunden.
Wenn jetzt ein grosser Teil seines reichen Nachlasses, darunter die köstlichen
Arbeiten der Nymphenburger Porzellanmeister, eine Reihe trefflicher Wandteppiche
verschiedener Epochen und eine Fülle guter süddeutscher Möbel, namentlich aus
dem 18. Jahrhundert, zur Versteigerung kommt, so ruft uns die Ausstellung dieser
Schätze das Bild an den aufrichtigen, lebensfrischen und lebensfrohen Mann, den
begeisterten, selbstlosen und aufopfernden Kunstfreund, den geschmackvollen
Sammler, den geschickten Schriftsteller und Verleger noch einmal voll in die
Erinnerung.

Wilhelm Bode.
 
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