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Koch, Alexander [Editor]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Editor]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Editor]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0017
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wenn das für die künstlerische Erziehung des Volkes und die Tüchtigkeit unseres Hand-
werks Erreichte lebensfähig bleiben und wirtschaftlich nutzbar gemacht werden soll,
i Es kann nicht mehr bestritten werden, daß jetzt schon die Stellung unserer Künstler
und Industriellen im Kunstgewerbe auch reichen finanziellen Nutzen gebracht hat, der
anfängt, selbst kleinsten Handwerksbetrieben des Landes zuzufließen. Dieser Nutzen
kann noch sehr wesentlich gesteigert und dauernd gesichert werden, und zwar beides
in dem Maße, in dem es gelingt, den hessischen Erzeugnissen innerhalb Deutschlands
wie auf dem Weltmarkt, der mit ihnen bestens bekanntgeworden ist, neue Absatzgebiete
zu erschließen. Hieran mitzuhelfen, ist eine dankbare Aufgabe des Staates, die ihm aus
seiner Pflicht erwächst, der höchsten Entfaltung aller im Volksleben wirksamen, geistigen
wie wirtschaftlichen Kräfte zu dienen.

Aus solchen Erwägungen erachtet es die Großherzogliche Regierung für geboten,
in wesentlich größerem Maße als bisher den im Lande sich geltend machenden künst-
lerischen Bestrebungen auf den Gebieten von Industrie und Handwerk direkte Beihilfe
zu gewähren. Nachdem die vor kurzem in Darmstadt in kleinerem Umfange abgehaltene
Ausstellung des Verbandes der Kunstfreunde von den Ländern am Rhein gezeigt hat,
welch achtunggebietenden Platz Hessen auch in der hohen Kunst einnimmt, ist in weiten
Kreisen der Wunsch rege geworden, in einer allgemeinen Landesausstellung für Kunst
und Kunstgewerbe ein umfassendes Bild unseres gegenwärtigen Könnens auf beiden
Gebieten zu geben. Die eigene Erfahrung und das Vorbild anderer Länder lehren, daß
in einer solchen Ausstellung, wie sie geplant ist, eine besonders wertvolle und geradezu
unumgängliche Maßregel erblickt werden muß, um die erwähnten geistigen und wirt-
schaftlichen Vorteile zu erreichen."

Die Regierungsvorlage fand im Sommer des Jahres 1905 Annahme und
das Unternehmen war dadurch gesichert. Die Träger, Seine Königliche Hoheit
der Großherzog, der Staat und die Stadt Darmstadt beschlossen nunmehr, mit
der Durchführung des Ausstellungsplanes ein Komitee zu betrauen. Am 18. Sep-
tember 1905 versammelten sich im Rathause zu Darmstadt die Vertreter solcher
Behörden und Körperschaften, die zur Mitwirkung bei diesem der Förderung von
Kunst, Gewerbe und Handel 'dienenden Unternehmen berufen erschienen, sowie
solche Personen, bei denen Interesse hierfür vorausgesetzt werden durfte. Sie
wählten einen Hauptausschuß, der Mitte November zusammentrat und die weitere
Organisation in Unterausschüsse, sowie eine Ausstellungsordnung (Anlage I)
und Beschickungsordnung (Anlage II) beschloß. Diese Beschlüsse fanden die
Allerhöchste Genehmigung; im Anschluß daran ernannte Seine Königliche Hoheit
zugleich die Mitglieder der Geschäftsleitung. Hiermit war die Organisation beendet.

Die nächsten Aufgaben, die der Geschäftsleitung erwuchsen, bestanden darin,
das Interesse für die Ausstellung in die weitesten Kreise zu tragen, Fühlung mit den-
jenigen Künstlern und gewerblichen Betrieben zu nehmen, die für eine Beteiligung
an der Landesausstellung in Betracht kamen, einen Voranschlag aufzustellen und end-
lich weitere Mittel zu den damals verfügbaren Mk. 140 000.— zu gewinnen.

Mit Hilfe der Tagespresse, der Großh. Kreisämter, des Landesgewerbevereins, der
Handelskammer und der Handwerkskammer zu Darmstadt wurde das erste Ziel zu er-
reichen gesucht. Besonders förderlich wirkte hierbei der Umstand, daß die Staatliche
Bauverwaltung sich entschlossen hatte, aus Anlaß der Landesausstellung eine nicht unbe-
trächtliche Anzahl von Räumen verschiedener im Bau begriffener öffentlicher Gebäude
durch Künstler entwerfen zu lassen und an Firmen zur Ausführung zu vergeben unter
der Bedingung, daß jene Räume zunächst ausgestellt und nach Schluß der Aus-
 
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