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Koch, Alexander [Hrsg.]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0018
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Stellung in die bis dahin vollendeten Staatsbauten eingefügt würden. Der Neubau
des Justizgebäudes zu Mainz bot hierzu eine besonders gute Gelegenheit, eine nicht
minder gute der Neubau der Badehäuser in Bad-Nauheim, durch den sich sogar
die Aussicht eröffnete, einen Teil der Aufjenarchitektur (den Hof des Badehauses X Süd)
in den Ausstellungsbau für angewandte Kunst aufzunehmen. Die Beteiligung des
Staates in diesem reichen Umfange schaffte dem Ausstellungsunternehmen eine
Grundlage, auf der sich mit Aussicht auf Erfolg weiterbauen liefe. Denn große
repräsentative Räume nach Idealentwürfen auszustellen, ist die Möbelindustrie im
allgemeinen abgeneigt. Wegen Unverkäuflichkeit solcher Objekte ist damit ein er-
hebliches Risiko verbunden; dagegen werden Staatsaufträge zu Ausstellungszwecken
gern und sogar unter Selbstkostenpreis übernommen, weil die ausführende Firma
mit der Unsicherheit des Verkaufs eines derartigen Raumes nicht zu rechnen und
deshalb keine wesentlichen finanziellen Lasten auf sich zu nehmen braucht, von
der Zahlung einer Platzgebühr gewöhnlich befreit ist und schließlich durch die
Tatsache, auf der Ausstellung mit einem Staatsauftrage vertreten zu sein, den
Besuchern als besonders leistungsfähig empfohlen wird.

Die eingegangenen Anmeldungen und persönliches Benehmen des Geschäfts-
führers vorzugsweise mit denjenigen Firmen, die regelmäßig frühere Ausstellungen
beschickt hatten, führten bald dahin, den ungefähren Platzbedarf richtig einzuschätzen.
Nachdem inzwischen auch die Frage der Wahl des Ausstellungsgeländes sich dahin
geklärt hatte, daß als Platz nur das Gelände auf der „Mathildenhöhe" östlich des
Wasserreservoirs in Betracht kommen könne, wurde ein Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für die Platzgestaltung und die erforderlichen Bauten der Hessischen
Landesausstellung ausgeschrieben. Zuvor noch wurde das Unternehmen ebenso
unerwartet wie weitgehend von der Stadt Darmstadt dadurch gefördert, daß ihre
Vertreter beschlossen, anläßlich der Vermählung Ihrer Königlichen Hoheiten des
Großherzogs Ernst Ludwig und der Großherzogin Eleonore einen Turm und ein
Gebäude mit großen Ausstellungssälen auf den Fundamenten des Wasserreservoirs
nach Plänen des Professor J. M. Olbrich zu errichten. Zwar widerrief die Stadt
Darmstadt ihre ursprünglich der Ausstellung gemachte Zusage eines baren Beitrages
von Mk. 30000.-, als reichen Ersatz stellte sie aber die Räume des von ihr zu
errichtenden Gebäudes unentgeltlich bereit. Die Bedeutung, die ein von Professor
J. M. Olbrich ausgeführter Monumentalbau für die Ausstellung haben würde, ließen
es gerechtfertigt erscheinen, diese erst zu eröffnen, wenn das städtische Bauwerk
fertiggestellt sein würde. So wurde die Ausstellung, die für das Frühjahr 1907
geplant war, auf Frühjahr 1908 verschoben; bis dahin sollte der Bau Olbrichs
vollendet sein und der Hochzeitsturm dem kunstliebenden Fürstenpaar als Hochzeits-
geschenk übergeben werden können.

Der im Mai 1907 ausgetragene Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für die Platzgestaltung und die Bauten der Hessischen Landesausstellung für freie
und angewandte Kunst hatte ein sehr günstiges Ergebnis. Unter den zahlreich
eingegangenen Entwürfen wurden drei preisgekrönt. Der Entwurf „Repräsentation"
von Professor Albin Müller erhielt den ersten, der Entwurf „Mai 1" von Stadt-
baumeister Buxbaum den zweiten und der Entwurf „Hessenkunst" von den Archi-
tekten Philipp Schäfer und Hans Hirth den dritten Preis. Zugleich wurde der
mit dem ersten Preis bedachte Entwurf vom Preisgericht zur Ausführung empfohlen.
 
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