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Koch, Alexander [Hrsg.]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0019
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Die Geschäftsleitung beauftragte daraufhin die Firma Mahr & Markwort, die
Arbeiten sofort zu vergeben. Anfang Juli wurde mit der Errichtung des Hauptaus-
stellungsgebäudes für angewandte Kunst begonnen, die in künstlerischer Beziehung
Professor Albin Müller, in technischer Architekt Markwort leitete. Bei der günstigen
Herbstwitterung des Jahres 1907 konnte der Rohbau soweit gefördert werden, daß die
Aussteller über reichliche Zeit verfügten, um ihre Innenräume bis zum Tag der
Eröffnung der Ausstellung, 23. Mai 1908, einzubauen.

Mit dem Bau der beiden Hauptausstellungsgebäude steigerte sich das all-
gemeine Interesse für das Unternehmen derart, daß der vorhandene Raum zur
Deckung des Bedarfs nicht mehr ausreichte. Mittel für weitere Ausstellungshallen
waren nicht vorhanden. So hing die Möglichkeit, die Ausstellung zu erweitern,
davon ab, ob es gelingen würde, Unternehmer zu finden, die bereit wären, auf
den Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog gehörigen und aus Anlaß der
Ausstellung zu ermäßigtem Preis abgegebenen Bauplätzen der Mathildenhöhe
Häuser zu errichten, um diese zunächst in den Dienst des Ausstellungsunternehmens
zu stellen, später aber zu verkaufen. Dieser Gedanke ließ sich auch tatsächlich
verwirklichen. In Gießen vereinigten sich auf Anregung des Kommerzienrats
Heyligenstaedt und des Bauunternehmers Winn mehrere unternehmende Ge-
werbetreibende zu dem Zwecke, in einem besonderen Oberhessischen Ausstellungs-
hause die Leistungsfähigkeit des entwickelten oberhessischen Kunstgewerbes vorzu-
führen. Der Darmstädter Bauunternehmer Fr. Wagner entschloß sich dazu, eine
Villa zum Alleinbewohnen zu erbauen und stellte sie der Ausstellungsleitung zur Ver-
fügung. Professor Sutter von Lichtenberg erbaute daneben eine weitere Villa, in
der hauptsächlich Firmen des Odenwaldes mit ihren Erzeugnissen Aufnahme finden
sollten. Durch diesen Zuwachs an Raum wurde es erst möglich, die Absicht der
Ausstellungsleitung zu verwirklichen: nicht zahllos aneinandergereihte Zimmer,
sondern Wohnungen als Ganzes vorzuführen. Die Aufteilung der Gebäude gestaltete
sich schließlich so: im Städtischen Gebäude (für freie Kunst) wurde die Malerei
und Plastik ausgestellt; im Gebäude für angewandte Kunst nahm der nördliche
Flügel nebst Anbau die vom Staate in Auftrag gegebenen Räume und die Ausstellung
der hessischen gewerblichen Unterrichtsanstalten auf, im südlichen Flügel wurde
die reichere Wohnungskunst in Form einer vollständigen Wohnung vorgeführt,
während der erste Stock die zur Wohnung des Erdgeschosses gehörigen Schlaf-
und Kinderzimmer und einige einfachere Zimmer gruppenweise zusammengehörig
zeigte. Vollständige Wohnungen bürgerlichen Charakters fanden ihren Platz im Ober-
hessischen Ausstellungshause und in den Häusern Wagner und Professor Sutter.

Eine äußerst wertvolle Ergänzung erhielt die Ausstellung durch den „Ernst-
Ludwigs-Verein", Hessischem Zentralverein billiger Wohnungen. Das Programm der
Kollektivausstellung dieses Vereins, den Nachweis zu liefern, daß beim Kleinwohnungs-
bau künstlerischem Empfinden Rechnung getragen werden könne, ohne höhere Kosten
aufzuwenden, als die vielfach übliche schematische Bauweise bedinge, wurde erreicht
durch die Opferwilligkeit von sechs hessischen Großindustriellen, nämlich der
Herren Baron von Heyl zu Herrnsheim, Worms, Dörr & Reinhart, Worms,
Wilhelm Opel, Rüsselsheim, Philipp Merkel, Dalsheim b. Worms, Dyckerhoff
& Söhne, Amöneburg und H. W. Cloos, Nidda. An der Lösung des Programms
beteiligten sich folgende sechs Architekten, nämlich die Herren Landesbaugewerk-
 
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