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Koch, Alexander [Hrsg.]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0031
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Förderung aller Kräfte setzen, in Erfüllung gehen, zum Segen unserer Stadt und unseres ganzen
Landes. Möge der mächtige Turm, welcher sich erhebt aus dem grünen, von dem Laubdache des
Platanenhains und den weinumrankten Pergolen gebildeten Untergrund, Zeugnis ablegen von der
Treue, Anhänglichkeit und Liebe, welche unsere Stadt von jeher mit den Geschicken des Grog-
herzoglichen Hauses verbunden hat und für alle Zukunft verbinden wird!

Hierauf erwiderte Se. Königl. Hoheit der Großherzog folgendes:

Empfangen Sie, geehrter Herr Bürgermeister, meinen Dank für die Worte, die Sie als Ver-
treter der Stadt Darmstadt soeben mir und meinem Haus gewidmet Jiaben.

Mit freudiger Genugtuung blicke ich auf den stolzen Bau, der nun die Mathildenhöhe krönt.

Der Turm, der weit hinausschaut in die Lande, verkündet, welch innigen Anteil die Bürgerschaft
meiner lieben Residenzstadt an meiner Vermählung mit Ihrer Königlichen Hoheit der Grogherzogin
genommen hat. Und der schöne und zweckmäßige Ausstellungsbau gibt Zeugnis davon, dag mein
Streben zur Förderung von Kunst und Gewerbe warmes Verständnis hier in Darmstadt findet.

Für die treue Anhänglichkeit an mein Haus, für das opferwillige Eingehen auf meine Bestrebungen,
das durch diesen Bau zum Ausdruck kommt, sage ich der Verwaltung, der Vertretung und der Bürger-
schaft Darmstadts herzlichen Dank.

Auch den Spendern, die zur Verschönerung und künstlerischen Ausgestaltung dieses Bauwerkes
in freigebiger Weise beigetragen haben, sei Dank und Anerkennung hierfür dargebracht.,

Möge dieser Bau bis in ferne Zeiten aufragen als Denkmal der Zusammengehörigkeit von
Fürst und Volk, ein ehrendes Zeichen des Bürgersinnes der Stadt Darmstadt und ein kräftiges Mittel
zur Förderung von Kultur und Kunst in hessischen Landen.

Danach hielt Minister des Innern Exz. Braun folgende Ansprache:

Königliche Hoheiten!
Hochansehnliche Versammlung!

Dem widmenden Wort geselle sich die weihende Tat. Den Dank dafür, dag Eurer Königlichen
Hoheit Opferfreude und zielbewußtes Wollen die Landeshauptstadt, als die jüngste unter ihren deutschen
Schwestern, an dem Wettbewerb zur Pflege von Kunst und Kunstgewerbe beteiligt haben, kündet
das Werk der Stadt. Es zierend, folgt ihr das ganze Land und bringt zum Schmucke das Beste
dar, was es in beiden Schaffenszweigen zu bieten vermag, seine von jungem Können getragene Arbeit.

Acht Jahre sind verflossen, seit Eure Königliche Hoheit die Hammerschläge vollzogen, mit
denen der Grundstein zu dem benachbarten Ernst-Ludwigshaus gelegt wurde. Es geschah mit dem
Wunsche: „Mein Hessenland blühe, und in ihm die Kunst."

Mit diesen Worten war den damals berufenen Künstlern die Aufgabe gestellt, für das blühende
Leben die Formen des Schönen im Alltagsdasein zu finden, Leben und Kunst harmonisch zu ver-
schmelzen. Günstig waren die Vorzeichen, insofern auch unser engeres Vaterland in nicht geringem
Grade an dem wirtschaftlichen Aufschwung teilgenommen hatte, der dem Ausgang des vorigen und
dem Beginn des neuen Jahrhunderts das Gepräge verliehen hat. Trotzdem stieg die Erreichbarkeit
des gesteckten Zieles auf Zweifel, zumal angesichts mancher Wege, die bei der Ausstellung des
Jahres 1901 gezeigt wurden. Gewig mochte einzelnes verfehlt worden sein. Aber die Bedeutsamkeit
des ausgesprochenen Gedankens an sich blieb hiervon unberührt und mugte jeden erfüllen, der die
wirkenden Kräfte in der Kultur wie der Volkswirtschaft unserer Zeit richtig einzuschätzen vermag.

Es kann in dieser Stunde nicht erörtert werden, warum sich seitdem vieles nach der persön-
lichen wie sachlichen Seite hin geändert hat und ändern mugte. Sicherlich aber darf gesagt werden,
wie die von hier ausgegangene Bewegung in dem Mage an Boden gewann und von der Allgemein-
heit verstanden wurde, in welchem sie sich dem in Volk und Land Vorhandenen anpagte und be-
rechtigten Widerspruch nicht herausforderte. Erkennbar zügelten in den folgenden Jahren jugendlich-
phantasievollen Überschwang strenge Sachlichkeit und gediegene Ehrlichkeit des Denkens und der
Arbeit. Paris, Turin und St. Louis zeigten im Ausland, was von dem neuen hessischen Kunstgewerbe
in ruhigeren Bahnen erwartet werden konnte. Zu Hause bewies die kleinere, aber abgeklärtere
Ausstellung von 1904, welchen Wert es hatte, dag aus dem ersten Versuch die richtigen Lehren
gezogen worden waren. Überraschend schnell begegneten sich die Künstler mit dem heimischen
Handwerkerstand bis in die stillen Täler des Odenwaldes und des Vogelsbergs hinein. Nur wenige
der Industriefirmen des Landes, die dem hessischen Namen des Landes schon seit langem auf allen
 
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