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Koch, Alexander [Editor]; Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Editor]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Editor]
Hessische Landes-Ausstellung Darmstadt 1908: [23. Mai bis Ende Oktober] — Darmstadt, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.24093#0035
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SCHLUSS DER AUSSTELLUNG.

Am 31. Oktober 1908 ist die Hessische Landesausstellung für freie und an-
gewandte Kunst offiziell geschlossen worden, der letzte Schlufjtag war der 1. No-
vember.

Zu dem schlichten Schlußakt hatten sich eingefunden die Herren Staats-
minister Ewald Exz., Finanzminister Gnauth Exz., Geheimerat Römheld, Oberbürger-
meister Morneweg, die Vorstände und Mitglieder der Jury, der verschiedenen Aus-
schüse, viele Künstler und Aussteller.

Minister des Innern Exz. Braun hielt folgende Ansprache:
Hochgeehrte Anwesende!

Wenige Stunden noch, und diese Räume werden sich schließen; für das Tagesempfinden wird
die Hessische Landesausstellung für freie und angewandte Kunst in Darmstadt 1908 nur noch ein
Gegenstand der Erinnerung sein. Nicht so für alle, die als Künstler und Aussteller, als Förderer und
Werkleute, als Berater und Helfer der Sache mit gleichviel welcher Arbeit dienstbar gewesen sind.
Ihnen allen mag es ein Bedürfnis sein, sich über Verlauf und Ergebnis des Unternehmens aus-
zusprechen, mit dem wir selbst zu Beginn dieses Sommers Rechenschaft abzulegen uns anschickten
über das künstlerische und kunstgewerbliche Wollen und Können unseres Landes und unserer Tage.
Angesichts dieses Zweckes der heutigen Zusammenkunft wird es von selbst verständlich, daß wir
den Schluß der Ausstellung nicht mit einer prunkenden Festlichkeit begehen, sondern bis zum Ende
den nur auf das vorgesteckte Ziel gerichteten Ernst bewahren, in dem wir den schönsten und besten
Rahmen für das ganze Werk gesehen haben.

Das endgültige Urteil in der Frage nach dem Erfolg des Geleisteten kann erst die Zukunft
fällen. Mit stolzer Freude können wir aber heute schon feststellen, daß zunächst der materielle Gewinn
der Ausstellung hochbefriedigend ist. Mehr noch als wie nach der Seite des ästhetischen und tech-
nischen Gelingens konnte es von vornherein zweifelhaft erscheinen, ob den aufgewendeten Mühen
und Sorgen ein ausreichender Lohn beschieden sein werde und wir nicht von dem gleichen Miß-
geschick in finanzieller Hinsicht betroffen werden könnten, das den Nachruhm des großgedachten
Versuchs der Künstlerkolonie im Jahre 1901 so bedauerlich geschmälert hatte. Freilich konnte ja
von mir bereits am 23. Mai von dieser Stelle aus darauf hingewiesen werden, wie nach der zwischen-
zeitlichen Wandlung von Personen und Dingen unser neues Unternehmen im Vergleich zu dem er-
wähnten sich so ganz anders darstelle. Und doch war die Erinnerung an das Damals ein schweres
Hemmnis für unser Vorgehen. Fürstliche Opferwilligkeit hatte 1901 der jungen Künstlerschar in dem
neu erstandenen Ernst-Ludwighause und den Häusern der Kolonie die Räume zur Aufnahme ihrer
Werke geboten: uns öffneten sich dank des Gemeinsinns und der Anhänglichkeit der Stadtvertretung
an das angestammte Fürstenhaus für die freie Kunst die prächtigen Hallen dieses Ausstellungs-
gebäudes. Zu erstellen aber war daneben eine würdige Stätte für die angewandte Kunst, nicht minder
eine solche für die Bauausstellung. Mit zusammen 110 000 Mark traten Landesherr und Staat ein,
in Stadt und Land fanden sich Stifter von freiwilligen Beiträgen in Höhe von etwa 25 000 Mark.
Diesen 135 000 Mark festen Einnahmen standen an voranschlagsmäßigen Anlage- und Betriebskosten
310 000 Mark gegenüber, so daß 175 000 Mark zu decken waren. Hierfür waren im äußersten Falle
ein Garantiefonds von 70 000 Mark verfügbar. Wenn ein höherer Betrag nicht zu erzielen war, so
hatte dies unzweifelhaft seinen Grund darin, daß der Garantiefonds für die Ausstellung 1901 mit über
260 000 Mark in Höhe von 96 Prozent hatte in Anspruch genommen werden müssen. Schon diese
Sachlage gestattete keinen zuversichtlichen Ausblick. Dazu kamen andere Sorgen. Fraglich war,
ob bei dem Rufe von München, Stuttgart und Dresden, als älteren Pflegestätten von Kunst und Kunst-
gewerbe in deutschen Landen, die dortigen Ausstellungen nicht unserem Werke die Lebensmöglichkeit
mindestens stark beeinträchtigen würden. Es war falsch, wenn ein vielgelesenes Blatt das von uns
bei der Eröffnung Gebotene, abgesehen von der Kunstabteilung, als „das obligate Bild einer halb-
fertigen" Ausstellung bezeichnete. Immerhin waren wir wesentlich dadurch geschädigt, daß Räume,

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