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Hetzer, Theodor; Giotto; Giotto [Ill.]
Giotto di Bondone - die Geschichte von Joachim und Anna — Der Kunstbrief, Band 33: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1946

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Die Geschichte von Joachim und Anna in der Arenakapelle zu Padua
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https://doi.org/10.11588/diglit.55557#0008
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Gerüststreifen überwiegt, mit dem Blau kontrastierend, bräun-
liches Rot. Nimmt man dazu das Gold der Sterne an dem Ge-
wölbe und das der Heiligenscheine auf den Fresken, so hat
man parallel zu den Grundrichtungen die Grundfarben
als ordnendes Element des Ganzen. Innerhalb dieser Ord-
nungen, die nun auch im Innenraum zeigen, wie im Genie eines
Italieners gotische Systematik sich wandelt und fruchtbar
wird, spielen auf jedem Fresko Formen und lichte Farben, die
das Besondere der einzelnen Erzählung verdeutlichen.
I!.
Von den sechs Fresken, die wir jetzt betrachten wollen,
sind die beiden ersten dem Joachim gewidmet (Abb. 4,6), das
dritte der heiligen Anna (Abb. 7), das vierte und fünfte wieder
Joachim (Abb. 10,14), das sechste endlich beiden zusammen
(Abb. 15). Es waltet also eine gewisse zahlenmäßige Ordnung,
die wir auch sonst "bei Giotto und dann bei den Florentinern
überhaupt immer wieder feststellen können. Auf dem ersten
Bilde (Abb. 4) sehen wir, wie Joachim, der nach dem Tempel
gegangen ist, um zu opfern, von einem Priester zurück-
gewiesen wird, weil seine Ehe kinderlos blieb. Giotto zeigt
uns nicht das Gebäude, auch nicht einen Teil davon, sondern
nur seine wichtigste Stelle, den Altar, über dem auf vier ge-
drehten Säulen ein Ziborium errichtet ist, während steinerne
Schranken ihn umschließen. Nimmt man noch die rechteckige
Kanzel hinzu, die sich an einer Seite erhebt, so hat man zwar
nicht die genaue Kopie, wohl aber die wesentliche Zusammen-
stellung einer in italienischen romanischen Kirchen sehr ge-
bräuchlichen Chorgestaltung. Es ist jedoch, was Giotto hier
malt, etwas sehr anderes als die mittelalterliche symbolische
Architekturandeutung. Altar, Ziborium und Schranken sind
mit erstaunlicher Kraft gegenwärtig als bestimmte körper-
liche und räumliche Wesen. Wir sehen und empfinden sehr
lebendig den abgegrenzten heiligen Bezirk, der Joachim ver-
sperrt bleibt, von dem der Priester ihn mit entschiedener,

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