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Hetzer, Theodor; Giotto; Giotto [Ill.]
Giotto di Bondone - die Geschichte von Joachim und Anna — Der Kunstbrief, Band 33: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1946

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Giorgio Vasari: Giotto, Florentiner Maler, Bildhauer und Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55557#0044
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GIORGIO VASARI: GIOTTO,
FLORENTINER MALER, BILDHAUER UND ARCHITEKT
Giorgio Vasari (geboren 1511 in Arezzo, gestorben 1574 in Florenz)
hat in seinen „Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten italieni-
schen Baumeister, Maler und Bildhauer“ das erste große Werk der
Kunstgeschichte geschaffen und gilt den Italienern als ein Klassiker
ihrer Sprache. Aus der „Vita“ des Giotto geben wir hier einen
Auszug nach dem Bande der Sammlung Dieterich.
In derselben Weise, in der die Meister der Malerkunst der
Natur gegenüber verpflichtet sind, die immer zum Vorbild für
diejenigen dient, welche das Gute aus ihren besten und schön-
sten Teilen auszuwählen wissen und sich unausgesetzt be-
mühen, sie abzuzeichnen und nachzuahmen, sind sie auch, so
scheint es mir, dem Florentiner Maler Giotto verpflichtet; weil,
nachdem die gute Malerei und was alles dazu gehört, durch
die Verheerungen der Kriege lange Jahre vergraben worden
war, durch die Gnade des Himmels er allein, obwohl unter
untauglichen Meistern geboren, die fast erstorbene Kunst
wiedererweckte und so erhob, daß sie vorzüglich genannt
werden konnte. Wahrhaftig, es war das größte Wunder, wie
jene plumpe und ungeschickte Zeit in Giotto so kenntnisreich
schaffen konnte, daß die Zeichenkunst, von welcher die Men-
schen damals wenig oder gar keine Kenntnis hatten, durch
ihn wieder voll ins Leben trat. Denn schon im Jahre 1276
wurde dieser berühmte Mann in dem Dorfe Vespignano ge-
boren, welches in der Umgegend von Florenz, vierzehn Meilen
von der Stadt entfernt, gelegen ist. Sein Vater hieß Bondone
und war ein schlichter und einfacher Landmann, der seinen
Sohn, mit Namen Giotto, nach seinem Vermögen in guten
Sitten erzog. Von klein auf zeigte dieser in allem, was er tat,
eine Lebhaftigkeit und einen ungewöhnlich treffenden Ver-
stand, weshalb er nicht nur seinem Vater, sondern allen, die
ihn kannten, im Dorfe sowohl als in der Umgegend, sehr lieb
war. Als er zehn Jahre alt wurde, gab ihm Bondone einige

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