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Karl W. Hiersemann; Müller, Heinrich [Bearb.]
Katalog (Nr. 108): Architektur, Ornamentik, Innendekoration, Moebel etc.: einschließlich der vom Architekten Heinrich Müller in Bremen hinterlassenen Bibliothek — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.59491#0002

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Architekt Heinrich Müller in Bremen

Das Lebensbild des Mannes, dessen
Bücherschätze wir unserer Sammlung ein-
gereiht haben, scheintuns in seiner Schlicht-
heit und Vollendung bedeutsam genug, um
hier in den Umrissen in weitere Kreise ge-
tragen zu werden.
Ist es doch jedem leicht die Umrisse zu
füllen, um zu erkennen, wie sicher und vol-
lendet der Baumeister sein eigenes eben auf-
gebaut hat, auf dem
festen Fundament
der bürgerlichen,
strengen, dreijäh-
rigen Lehrzeit als
praktischer M aurer.
„Willst Du das
Wesen der Dinge
erschauen, musst
Du die Steine selber
behauen“.
Seine Wander-
jahre führten ihn
nach Riga, Kopen-
hagen , München
und Berlin.
Das Heimweh
brachte den Zwei-
un d z w an zi gj äh r i-
gen im Jahre 1841
wieder nach seiner
Vaterstadt zurück,
freilich, um ihn
erkennen zu lassen,
dass dort noch das
Feld zu sehr ein-
geengt sei für seine
rastloses Schaffen
verlangende Natur.
Der grosse Ham-
burger Brand im
Jahrel842 eröffnete
ihm ein weites Thä-
tigkeitsgebiet und
seine dortige fünf-
jährige Arbeit hat
mächtig zu seinei’
Entwicklung und
Vervollkommnung
bei getragen.
Die Anhänglich-
keit an seine Vater-
stadt, ein Grundzug
seinesliebenswürd-
igen Wesens, liess ihn im Jahre 1847
in Bremen seinen dauernden Aufenthalt
nehmen.
Ein innererZugführte ihn zurErkenntniss,
dass sich dort seine ganze Schaffensfreudigkeit
entfalten würde zur Umgestaltung und Ver-
schönerung der Stadt.
Die stolzen öffentlichen Bauten, wie
die neue Börse, der Saalbau am Dom sind
Zeugen seines Könnens. Die Liste der von
ihm ausgeführten Privatbauten ist lang, doch
bietet sie mehr' als lokales Interesse und
die Gerechtigkeit verlangt, dass wir wenig-
stens den hauptsächlichsten einige Zeilen

widmen: Hillmanns Hotel, das Haus des
Herrn v. Kapff am Osterdeich, die Häuser
der Herren Wätjen, Fritze, L. v. Kapff,
Hachez , des Bürgermeisters Lürman, des
Consuls Lürman, Georg Melchers, des Con-
suls H. H. Meier, Senators Nielsen, C. Mel-
chers, J. Fritze, F. Schütte, und den Häuser-
block am Wandrahm; von Landhäusern er-
wähnen wir: die der Herren Wätjen und
Hachez in Blu-
menthal ; in St.
Magnus, die Lür-
mans ; in Syke, die
Finke’sche Villa ;
in Harzburg, die
des Consuls Meier.
Im Jahre 1873 war
es ihm vergönnt,
das Land zu sehen,
nach dem sich jedes
Künstlerherz sehnt.
Der deutsche Ge-
sandte H. v. Keu-
dell, den er bei
AnwesenheitKönig
Wilhelms in Bre-
men kennen ge-
lernt hatte, nahm
ihn gastfreundlich
auf. Der Blick
von seinem Zimmer
auf das gewaltige
Kolosseum und die
Ruinen des alten
Roms spornte ihn
zu neuem Eifer an
und seine Arbeits-
lust wurde von
Neuem ausserord-
entlich. In diese
Zeit fällt der Bau
der Börse in Kö-
nigsberg, das Lo-
gengebäude Fried-
rich Wilhelm z.
Eintracht, Ecke
Gögestrasse und
Wall, die zahlrei-
chen Konkurrenz-
Entwürfe,worunter
preisgekrönte.
Später erfolgte
seine Ernennung
zum ordentlichen Mitgliede der König-
lichen Künste in Berlin und Ordensverleih-
ungen. Noch schuf er das Museum und die
Rembertikirche in Bremen, die Kirche in
Oberneuland, das Auswandererhaus in Bre-
merhaven. Seine letzten Werke waren vor
allem die Anregung der Wiederherstellung
der Domsthürme, der Aussichtsthurm im
Bürgerpark, das Zollgebäude an der Kaiser-
strasse, Entwürfe zur Stadtbibliothek, Stadt-
haus u. a. m. Einen Titel hat er nie
gehabt, er starb unter dem schlichten
Namen Heinrich Müller, am 9. März im
Jahre 1890.


UB Heidelberg
IIIIIIIIIIIIM

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