Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 3 —

es uns nicht zum Bewußtsein, wie viel die je-
weilige Erscheinung an tatsächlicher Anregungs-
kraft für die Raum- und Formvorstellung enthält,
wie viel wir uns dazu ergänzen. (Wir wissen ja
schon das meiste und brauchen nur einige An-
haltspunkte, um uns sofort zu orientieren.) Beim
Künstler ist das. Verhältnis zur Erscheinung ein
ganz anderes. Er muß oder sollte sich darüber
klar sein, was die jeweilige Erscheinung nun auch
wirklich gibt und was ihr fehlt, um ein klares
Bild unserer Formvorstellung zu erwecken. Es gibt
Beleuchtungen in der Natur, z. B. eine Fülle von
Lichtreflexen, welche jeden Formeindruck auflösen
und somit jeder Möglichkeit, einen klaren räum-
lichen Eindruck zu gewinnen, entgegen arbeiten.
Es kann sich für den Künstler nicht darum han-
deln, in seiner Darstellung die Erscheinung als
solche schlechtweg festzuhalten, sondern er kann
von ihr nur indirekt lernen, wie sie es macht, den
Forminhalt zum Ausdruck zu bringen, indem er un-
terscheiden lernt, wo sie deutlich zu uns spricht und
wo nicht. Denn seine Darstellung darf sich nicht auf
das Wissen des Beschauers verlassen, sondern soll
die Faktoren wirklich geben, auf denen unsere Vor-
stellung beruht, und zwar handelt es sich gerade
um den Untergrund, auf dem sich die räumlichen
Vorstellungen unwillkürlich aufbauen, um das so-
genannte Selbstverständliche. Ohne diese elemen-
taren Faktoren ist die Darstellung Dilettantismus.
 
Annotationen