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Betrachten wir nun von diesem Standpunkte
aus die darstellende Tätigkeit des Bildhauers und
des Malers. Das geistige Material des Bildhauers
sind seine Bewegungsvorstellungen, welche er teils
direkt aus der Bewegungstätigkeit des Auges selbst,
teils aus den Gesichtseindrücken gewinnt, und
diese Vorstellungen bringt er, indem er sie mit
der Hand wirklich ausführt, an einem stofflichen
Material direkt zur Darstellung. Diese so darge-
stellten Bewegungsvorstellungen geben alsdann
wieder einen Gesichtseindruck ab und sollen in
diesem Gesichtseindruck als Fernbild ihre Ein-
heitsform gewinnen. Es fragt sich dann notwendig,
ob dieses Fernbild oder diese reine Erscheinung
auch ein deutliches Ausdrucksbild der Form ab-
gibt oder nicht. Der Bildhauer gestaltet also in-
direkt an einem Gesichtseindruck oder einer ein-
heitlichen Erscheinung. Die dargestellte Form oder
die realisierten Bewegungsvorstellungen prüft er
an dem Gesichtseindruck, den er empfängt, wenn
er genügend zurücktritt, um das Fernbild der
Form zu empfangen. So lange dies einheitliche
Bild nicht entsteht, ist die reale Form noch nicht
zu ihrer wahren Einigung gelangt, denn die letzte
Wahrheit ihrer Einigung liegt eben darin, daß das
entstehende Bild die volle Ausdrucksstärke für
die Form besitzt. Hierin liegt das plastische Pro-
blem des Bildhauers.

Verfolgen wir die Tätigkeit des Malers, so sind
 
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