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P. Wüski
arbeitete Höhlenwohnungen für die Landleute 7), einige Tennen, und in der Nordsellada noch
eine kleine Feldwachthütte, sowie eine in den Kappares gelegene vereinzelte Cisterne. Dieser
überaus dürftigen späteren Bauthätigkeit stehen als sicher antik und zwar als archaisch
gegenüber die ausgedehnten Nekropolen der Sellada, große Steinbrüche, die kunstvollen
Straßenbauten, sowie Gebäuderuinen im Sattelpunkt der Sellada und in der Nähe der Brunnen,
von welchen hier die Rede ist.
Aehnlich liegen die Verhältnisse übrigens auch auf dem Messavuno. Auch hier zeugen
von späterer Bauthätigkeit nur einige wenige dürftige kleine Kapellen, ferner die kleine, in
antike Ruinen hineingebaute, aus zwei Räumen bestehende Bauernwohnung bei der Kapelle
Evangelismos, sodann noch einige Tennen und schließlich die Einsiedelei Askitario nebst ihren
zwei Zugangswegen. Diese Einsiedelei mit den Zugangswegen bildet das einzige nach dem
Altertum noch aufgeführte größere Bauwerk im Bereiche des Messavuno und der Sellada,
und es bildet damit geradezu den Glanzpunkt der späteren Bauthätigkeit.
Unter diesen Verhältnissen wird man Bauten, deren äußeres Ansehen keinen Schluß
auf die Entstehungszeit zuläßt, die aber von einer gewissen Wohlhabenheit der Erbauer zeugen,
mit größerer Wahrscheinlichkeit dem Altertum — und zwar dem archaischen Altertum —
als den späteren Zeiten zuschreiben.
Dergleichen Bauten sind nun in der Sellada die beiden Wasserbecken, die wir beim
Somari in der Nähe der Steinbruchstraße kennen lernten, und von denen das eine allerdings
auch schon durch den rotweißen Mörtel eines Einbaues als vermutlich vorrömisch erkannt
wurde; ferner eine in der Nordsellada gelegene, noch jetzt Wasser führende Laufbrunnenanlage,
To Epano Nero genannt, von welcher noch die Rede sein wird, und schließlich unsere drei
Schachtbrunnen hier. Die schon erwähnte kleine antike Ruinenstätte, welche sich in der Nähe
der beiden letzten Brunnen befindet, läßt deren Zuweisung an das Altertum noch etwas wahr-
scheinlicher erscheinen.
Nimmt man daher an, daß die archaische Straße bei den Brunnen vorübergeführt habe,
so hat man nun als natürlichste weitere Fortsetzung die auch von dem modernen Pfad benützte
Linie. Diese führt, ioom weiterhin, unterhalb der mehrfach erwähnten kleinen Ruinenstätte,
an einer Felswand vorüber, an welcher sich in archaischen Schriftzeichen die Namen Baron und
Epägatos vorfinden, letzterer mit dem Zusatz enole(i)8). Diese Inschriften bilden eine gewisse
Bestätigung für den angenommenen Verlauf der Straße. Denn Felsinschriften liegen auf
Thera, wie es scheint, ausschließlich an Straßen, abgesehen nur von denjenigen Inschriften,
die wegen ihres besonderen Inhaltes nicht auf Duldung in der Oeffentlichkeit rechnen konnten.
Da an der Südspitze der Insel Thera die archaische Hafenstadt Eleusis lag und, wie
wir später ausführen werden, die Steinbruchstraße den Hauptverkehr zwischen den Städten
Thera und Eleusis wahrscheinlich nicht vermittelte, so wird die Epagatosstraße die Trägerin
dieses Verkehrs gewesen und bis Kap Exomyti durchgeführt gewesen sein.
Was in der Siedelung oberhalb des Epägatos an Mauerzügen sichtbar ist, zeigt der nach-
stehende Plan. Photographien dieser Gegend bieten die Heliogravüren No. 7 und 31 in Bd. I,
sowie die Tafel 2 bei E. Pfuhl „archaischer Friedhof am Stadtberge von Thera" (Athen. Mitt. 1903).
Ganz rechts auf letzterer ist wenigstens das Wesentlichste gleichfalls zu sehen. Mehrere aus
größerer Nähe aufgenommene Bilder sind leider verloren gegangen. Die Kalksteinschicht,
welche das Messavuno überzieht, ist hier durchbrochen von einem Thonschieferzug, welcher
mit wagerechter Oberfläche, wie eine Art Bank, zu Tage tritt. Die schematische Zeichnung
') Einige solche Höhlenwohnungen sieht man auf der
Heliogravüre No. 31 in Bd. I in dem von der Sonne
beleuchteten Teil des Bildes nahe an der Schatten-
grenze.
8) I. G. XII 3, 764.
P. Wüski
arbeitete Höhlenwohnungen für die Landleute 7), einige Tennen, und in der Nordsellada noch
eine kleine Feldwachthütte, sowie eine in den Kappares gelegene vereinzelte Cisterne. Dieser
überaus dürftigen späteren Bauthätigkeit stehen als sicher antik und zwar als archaisch
gegenüber die ausgedehnten Nekropolen der Sellada, große Steinbrüche, die kunstvollen
Straßenbauten, sowie Gebäuderuinen im Sattelpunkt der Sellada und in der Nähe der Brunnen,
von welchen hier die Rede ist.
Aehnlich liegen die Verhältnisse übrigens auch auf dem Messavuno. Auch hier zeugen
von späterer Bauthätigkeit nur einige wenige dürftige kleine Kapellen, ferner die kleine, in
antike Ruinen hineingebaute, aus zwei Räumen bestehende Bauernwohnung bei der Kapelle
Evangelismos, sodann noch einige Tennen und schließlich die Einsiedelei Askitario nebst ihren
zwei Zugangswegen. Diese Einsiedelei mit den Zugangswegen bildet das einzige nach dem
Altertum noch aufgeführte größere Bauwerk im Bereiche des Messavuno und der Sellada,
und es bildet damit geradezu den Glanzpunkt der späteren Bauthätigkeit.
Unter diesen Verhältnissen wird man Bauten, deren äußeres Ansehen keinen Schluß
auf die Entstehungszeit zuläßt, die aber von einer gewissen Wohlhabenheit der Erbauer zeugen,
mit größerer Wahrscheinlichkeit dem Altertum — und zwar dem archaischen Altertum —
als den späteren Zeiten zuschreiben.
Dergleichen Bauten sind nun in der Sellada die beiden Wasserbecken, die wir beim
Somari in der Nähe der Steinbruchstraße kennen lernten, und von denen das eine allerdings
auch schon durch den rotweißen Mörtel eines Einbaues als vermutlich vorrömisch erkannt
wurde; ferner eine in der Nordsellada gelegene, noch jetzt Wasser führende Laufbrunnenanlage,
To Epano Nero genannt, von welcher noch die Rede sein wird, und schließlich unsere drei
Schachtbrunnen hier. Die schon erwähnte kleine antike Ruinenstätte, welche sich in der Nähe
der beiden letzten Brunnen befindet, läßt deren Zuweisung an das Altertum noch etwas wahr-
scheinlicher erscheinen.
Nimmt man daher an, daß die archaische Straße bei den Brunnen vorübergeführt habe,
so hat man nun als natürlichste weitere Fortsetzung die auch von dem modernen Pfad benützte
Linie. Diese führt, ioom weiterhin, unterhalb der mehrfach erwähnten kleinen Ruinenstätte,
an einer Felswand vorüber, an welcher sich in archaischen Schriftzeichen die Namen Baron und
Epägatos vorfinden, letzterer mit dem Zusatz enole(i)8). Diese Inschriften bilden eine gewisse
Bestätigung für den angenommenen Verlauf der Straße. Denn Felsinschriften liegen auf
Thera, wie es scheint, ausschließlich an Straßen, abgesehen nur von denjenigen Inschriften,
die wegen ihres besonderen Inhaltes nicht auf Duldung in der Oeffentlichkeit rechnen konnten.
Da an der Südspitze der Insel Thera die archaische Hafenstadt Eleusis lag und, wie
wir später ausführen werden, die Steinbruchstraße den Hauptverkehr zwischen den Städten
Thera und Eleusis wahrscheinlich nicht vermittelte, so wird die Epagatosstraße die Trägerin
dieses Verkehrs gewesen und bis Kap Exomyti durchgeführt gewesen sein.
Was in der Siedelung oberhalb des Epägatos an Mauerzügen sichtbar ist, zeigt der nach-
stehende Plan. Photographien dieser Gegend bieten die Heliogravüren No. 7 und 31 in Bd. I,
sowie die Tafel 2 bei E. Pfuhl „archaischer Friedhof am Stadtberge von Thera" (Athen. Mitt. 1903).
Ganz rechts auf letzterer ist wenigstens das Wesentlichste gleichfalls zu sehen. Mehrere aus
größerer Nähe aufgenommene Bilder sind leider verloren gegangen. Die Kalksteinschicht,
welche das Messavuno überzieht, ist hier durchbrochen von einem Thonschieferzug, welcher
mit wagerechter Oberfläche, wie eine Art Bank, zu Tage tritt. Die schematische Zeichnung
') Einige solche Höhlenwohnungen sieht man auf der
Heliogravüre No. 31 in Bd. I in dem von der Sonne
beleuchteten Teil des Bildes nahe an der Schatten-
grenze.
8) I. G. XII 3, 764.