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Hirt, Aloys Ludwig
Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten (Text) — Berlin, 1809

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https://doi.org/10.11588/diglit.1740#0163
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der seit dem Ursprung dieser Stadt errichtet war., und noch in den Zeiten des Plinias
(ebenda) seine Decke von Zedern hatte. Mit Balken dieses Baumes ward auch der Tempel
Salomon's eingedeckt; und in der Paulskirche zu Rom besteht seit dem frühen Mittelalter
das grofse Hangewerk, welches man aus Balken von Zedern verfertigt glaubt.

Der Lärchenbaum, der in den Gegenden des Poflusses, und an den Ufern des adriati-
schen Meeres häufig wuchs (den man aber jetzt in jenen Gegenden nicht mehr zu kennen
scheint) hatte die Eigenheit, dafs sein Holz kein Feuer fieng. Man bediente sich also des-
sen sehr gern, besonders zur Bildung des Traufgesimses, weil bey entstandenem Brande eines
Hauses das Feuer sich durch einen solchen Schutz nicht leicht zu den Nachbarn ausbreiten
konnte. Uebrigens hatte das Lärchenbaumholz den Fehler einer zu grofsen Belastung für
die Gebäude. Es war so schwer, dafs es sich nicht über dem Wasser hielt, und man daher
dasselbe auf Flöfsen verführen mufste.

Unter den Laubhölzern giebt es gleichfalls mehrere, wovon die Alten bey ihren Bauen
Gebrauch machten.

Die Eiche diente vorzüglich zu Verpfählungen und Schwellen unter der Erde und im
Wasser, wo ihr Holz von ewiger Dauer ist. Aber über der Erde brauchte man es nicht so
gern, weil es sich wirft, und in den Gebäuden leicht Risse verursacht.

Auch die Erle eignet sich vorzüglich- zu Verpfählungen, weil sie in der Nässe ewig
dauert, und die gröfsten Lasten trägt. Ganz Ravenna war auf Verpfählungen von dieser
Bamnart erbaut.

Aehnlicher Eigenschaften wegen empfiehlt Vitruv (r, 5- 3> 3-) auch das Oelbaum - Holz.
Man betrachtete es, wenn man es vorher äufserlich verkohlte, als unverwesbar, sowohl wenn
man es zu Fundamenten in der Nässe als Pfähle einrammte; als wenn man sich dessen in
Zimmerstücken als Zangen bediente, um die beiden Fronten einer dicken Mauer, wie z, B.
bey Befestigungswerken, gehörig mit einander zu verbinden.

Das Holz der Speiseiche war in den Gebäuden von vielfältigem Gebrauch; nur nicht an
feuchten Stellen und in der Nässe.

Die Zirneiche, die Korkeiche und die Buche, da sie leicht dem Anfaulen unterworfen
sind, wurden als Bauholz nicht geschätzt.

Auch die Weifs- und Schwarzpappel, die Weide, die Linde und der Keuschbaum be-
trachtete man, scheint es, für den Bau eben nicht als vortrefflich; aber wegen ihrer Weifse
und weichen Zähheit wählte man sie vorzugsweise zu allen Arten von Schnitzwerk.

Die Ulme und die Esche biegen sich leicht unter der Last; und nur wenn ihr Holz
recht ausgetrocknet ist, wird es straff und zäh. Man brauchte es deswegen hauptsächlich zu
Querband ern und zu Pflöcken.

Die Hagenbuche, da ihr Holz nicht spröde ist, läfst sich in der Bearbeitung leicht be-
handeln. Man machte indessen, wie es scheint, mehr Gebrauch davon zu Geräthschaften, als
für den Bau.

Das Holz des Kastanienbaumes diente im Bau sowohl, als zu andern Arbeiten vielfältig;
aber sein Fehler ist die Schwere. (Pallad. 12, 15.)

In den Ostgegenden, wie in Babylon, brauchte man auch den Palmbaum zu Deckenbal-
ken (Diod. 17, ii50- Aber dieses Holz hat das Besondere, dafs, so Avie andere Hölzer sich
abwärts biegen, es sich bogenförmig hebt. (Plin. 16, ßi.)

Auch das Holz Setim, aus dem die Israeliten ihr heiliges Zelt verfertigten (Mos. 2, 27.)
mufs unter den Bauhölzern genannt werden: allein welche Art Baum es war, ist unbekannt.
Luther übersetzet es durch Förenholz.

Mit dem Wunsche, dafs ein Mann, mit den nöthigen botanischen, forstmännischen, che-
mischen, architektonischen und technologischen Kenntnissen und Erfahrungen ausgerüstet, es

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