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Hirt, Aloys Ludwig
Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten (Text) — Berlin, 1809

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https://doi.org/10.11588/diglit.1740#0253
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nicht blofs gemauerte» sondern auch solche, Welche aus Blöcken von Traverrin, oder andern
harten Steinen construirt sind, erhielten nicht selten einen Abputz.

Materialien der Anwürfe.

{). 2. Wir müssen zuerst die Materialien, aus denen die Anwürfe bestehen, in Betracht
ziehen. Solche sind: Kalk, Sand, zerstofsene Backsteine, Marmorstaub und Gips. Wir haben
zwar von diesen Materialien gesprochen, als wir von den Mauern (14.1er Abschn. §. 7.) hau?
delten; wir müssen aber das Wesentliche hievon wieder in Erinnerung bringen.

Zum Vermauern hielten die Alten den Kalk, welcher aus den härtesten Steinen gebrannt
war, für den besten; für den Anwurf aber zogen sie den Kalk aus löcherigen und weichen
Steinen vor (Vitr. 2, 5- Fun» 36, 55. Pallad. 1, 10.). Auch wählte man hiezu lieber den Gru-
benkalk, als den frischgelöschten. Denn es ist nicht zu hindern, dafs die im Brande durch
das Feuer nicht genug durchdrungene Kalksteine nicht noch rohe Klümpchen enthalten soll-
ten, welche, nachdem der Kalk gelöscht ist, erst nach und nach zerfallen. Brauchet man nan
frisch gelöschten Kalk zum Anwürfe, ehe diese rohen Klümpchen zerfallen sind; so lösen sie
sich im Anwürfe selbst auf, stpfsen Blasen aus, und verursachen dadurch Ungleichheiten und
Risse. Je alter daher der in der Grube gelöschte Kalk war, für desto besser hielt man ihri;
und in den altern Bauverordnungeti Roms fand man, dafs ein Bauunternehmer keinen Kalk,
»der nicht wenigstens drey Jahre gelegen hatte gebrauchen durfte. Dieser Beobachtung schrieb
man es wesentlich zu, dafs die Anwürfe der Gebäude durch keine Risse entstellt wurden.
Der Versuch, den man über die Tauglichkeit des zu gebrauchenden Kalkes machte, war, dafs
man ihn in der Grube mit der Mauerkelle schnitt. Hingen an derselben noch rohe Klümp-
chen, so war dies ein Zeichen, dafs er noch nicht gehörig mürbe sey. Zog man das Eisen
trocken und rein heraus, so zeigte dies, dafs er vertrocknet sey, und seine Bindkraft verlo-
ren habe. Wenn er aber mürbe und fettartig, wie ein Leim, an der Kelle klebte, so war
dies der Beweis seiner vollkommenen Tauglichkeit.

Unter den Sandarten hielt rnan den Grubensand für besser zum Mauerwerk. Für den
Anwurf aber zog man den Flulssand vor, weil er wegen seiner Magerkeit nicht so schnell
bindet, wie der Grubensand, dessen Fettigkeit durch das heftige und zu schnelle Binden im
Anwürfe Risse verursacht. Der Mörtel, wozu man zwei Theile Flufssand zu einem Theile
Grubenkalk mischte, ward vor dem Gebrauche in der Pfanne gut unter einander verarbei-
tet, und mit hölzernen Stäben gepeitscht (Vitr. 2, 4 und 5- Plin. 36, 55- Pallad. 1, iq.)

Zerstofsene Backsteine mischte man anstatt des Sandes nur dann zu dem Kalke, wenn
salzige Feuchtigkeit und Schimmel die Mauern bedrohte, oder wenn es darum zu thun war,
den Mauern einen wasserdichten Anwurf zu geben. Man mischte drei Theile zerriebener
Backsleine zu einem Theile Kalk (Vitr. 7, l und 4. Plin. 36, 55- Pallad. 1, 17.).

Unter den Marmor arten, deren man sich zum Anwurf bediente, zog man denjenigen vor,
der ein glänzendes Korn, wie das Salz, hat. In Gegenden, wo diese Art Marmor nicht sel-
ten war, zerschlug, und zermalmte man gröfsere Blöcke zu diesem Zwecke. Sonst sammelte
man den Abfall in den Werkstätten der Marmorarbeiter, und nachdem man diese Ueber-
bleibsel zerstofsen hatte, sonderte man sie durch Siebe in drei Arten, eine gröbere, mittel-
feine, und feine. Die Mischung mit dem Kalke verarbeitete man so lange, bis sie sich nicht
mehr an die Kelle anhing, sondern das Eisen aus der Mischpfanne rein herausgezogen ward
(Vitr. 7, 3 und 6. Plin. 36, 55- und Pallad. 1, 15.).

Ueber den Gebrauch des Gipses bei dem Bauwesen haben wir wenig Nachrichten. Vi-
truv in der einzigen Stelle (7, 3-)> wo er davon spricht, gedenket seiner nicht zum Vor-
theil. Er warnet nämlich, dafs, wenn Gesimse aus Kalk und Marmorstaub zu ziehen wären,



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