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man sich hüten soll, Gips beizumischen, weil dieser zu früh binde, und Folglich verhindere,
dafs das Ganze auf eine gleichförmige Art trockne und erhärte. Wenn aber das Mischen des
Gipses mit dem Kalkmörtel selbst bei Stuccoarbeiten schädlich ist, wie viel nachtheiliger mufs
eine solche Mischung seyn, wenn man sie ,zum Vermauern, so wie einige Neuern zu thun
wagten, gebraucht? — Indessen brauchten die Alten zum Stucco (Weifswerk, opus albarium)
nicht blofs das Gemisch von Kalk und Marmorstaub, sondern nach Plinius (36, 59.) ward
auch der Gips (doch wie es scheint, ohne andere Beimischung) angewandt. In einigen Fel-
sengrahmälern in der Nähe von Rom sieht man hievon noch üeberreste»
!
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11":
Von dem Anwurf der Wände,
§. 3. Nachdem wir die zum Anwürfe tauglichen Materialien und ihre Mischung ken-
nen gelernt haben, wollen wir nun die Weise, wie die verschiedenen Arten der Anwürfe
aufgetragen und besorgt wurden, in Betracht ziehen.
Die Alten zählen zu einem guten Abputz drei Hauptstücke: erstlich das Berappen (.trullis~
satio), zweitens den Sandbewurf (arenatum) und drittens den Marmorabputz (marmoratum).
Die gewöhnliche Art des Berappens, welches die erste oder unterste Lage des Anwurfes
machet, giebt Vitruv nicht an; nur wo er von dem Berappen der Mauern an feuchten Orten
(7, 4.) spricht, sagt er, dafs man anstatt des Sandes (pro arenato) mit zerstofsenen Backsteinen
berappen soll. Dafs die gewöhnliche Art des Berappens mit einer Grundlage groben Sandes
geschah, bestätigen auch die Ueberreste. Paüadius (1, i3), der übrigens dem Vitruv die Sa-
che ganz nachschreibt, nennet das Berappen die Bimsteinartige Lage {impensa pumicea), nicht
etwa, als wenn man wirklich hiezu zerstofsene Bimsteine gebraucht hätte, sondern wahr-
scheinlich blofs wegen der rauhen Oberfläche, welche das Berappen für das Auge machet.
Ueber die Berappung kommen die Lagen von Sand (directiones arenati), der weniger grob
als derjenige, den man zum Berappen anwendet, seyn mufs. Solche Sandlagen werden drei
über ander gegeben, und jede für sich, nach der Länge mit Hülfe des Richtscheits und der
Schnur, nach der Höhe mit Hülfe des Lothes, und in den Ecken und Winkeln mit dem
Winkelmaafse genau abgeglichen.
Auf die drei Sandlagen folgt der Marmorstaub, und zwar gleichfalls in drei Lagen, zu-
erst die aus gröbern Körnern, dann die mittelfeine, und endlich die feine.
Jede der sieben Lagen, welche den Anwurf bilden, nämlich erstlich die Berappung mit
grobem Sande, dann die drei Sand - und endlich die drei Marmorlagen, wird nicht eher auf-
getragen, bis die darunter vorkommende trocken zu werden anfängt.
Vitruv giebt die Dicke weder jeder einzelnen Lage, noch des Ganzen an; aber in den
Denkmälern finden wir das Ganze eines solchen Anwurfes drittehalb bis drei Zoll dick.
Vitruv lehrt, dafs die Anwürfe, nur auf diese Weise und in solcher Dicke besorgt;, ge-
hörige Dauerhaftigkeit und Glanz haben können. Daher sie weder durch Risse entstellt wür-
den, noch die Farben, mit welchen man den noch feuchten Anwurf zu übertünchen pflegte,
von ihrem Ansehen und Glänze verlören. Er vergleicht den Abputz mit einem silbernen
Spiegel, welcher die Bilder nur dann glänzend und lebendig zurückstrahle, wenn das hiezu
genommene Silberblech dick sey, dahingegen ein dünnes Blech nur eine schwache und kraft-
lose Rückstrahlung gewähre.
Einen Anwurf von der Art, wie wir jetzt beschrieben haben, erhielten nicht nur die aus
Steinmaterial gemauerten Wände, sondern auch die von Lehmziegeln und von Fachwerk.
Nur ist bei den Lehmwänden zu beobachten, was wir schon S. 146. erinnert haben, dafs sie
nicht mehr feucht, ihre Oberfläche auch nicht glatt, sondern etwas rauh sey, damit die Be-
rappung darauf desto fester haften kann. Auch über die Dauer und Schönheit. solcher An-
wür-
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man sich hüten soll, Gips beizumischen, weil dieser zu früh binde, und Folglich verhindere,
dafs das Ganze auf eine gleichförmige Art trockne und erhärte. Wenn aber das Mischen des
Gipses mit dem Kalkmörtel selbst bei Stuccoarbeiten schädlich ist, wie viel nachtheiliger mufs
eine solche Mischung seyn, wenn man sie ,zum Vermauern, so wie einige Neuern zu thun
wagten, gebraucht? — Indessen brauchten die Alten zum Stucco (Weifswerk, opus albarium)
nicht blofs das Gemisch von Kalk und Marmorstaub, sondern nach Plinius (36, 59.) ward
auch der Gips (doch wie es scheint, ohne andere Beimischung) angewandt. In einigen Fel-
sengrahmälern in der Nähe von Rom sieht man hievon noch üeberreste»
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Von dem Anwurf der Wände,
§. 3. Nachdem wir die zum Anwürfe tauglichen Materialien und ihre Mischung ken-
nen gelernt haben, wollen wir nun die Weise, wie die verschiedenen Arten der Anwürfe
aufgetragen und besorgt wurden, in Betracht ziehen.
Die Alten zählen zu einem guten Abputz drei Hauptstücke: erstlich das Berappen (.trullis~
satio), zweitens den Sandbewurf (arenatum) und drittens den Marmorabputz (marmoratum).
Die gewöhnliche Art des Berappens, welches die erste oder unterste Lage des Anwurfes
machet, giebt Vitruv nicht an; nur wo er von dem Berappen der Mauern an feuchten Orten
(7, 4.) spricht, sagt er, dafs man anstatt des Sandes (pro arenato) mit zerstofsenen Backsteinen
berappen soll. Dafs die gewöhnliche Art des Berappens mit einer Grundlage groben Sandes
geschah, bestätigen auch die Ueberreste. Paüadius (1, i3), der übrigens dem Vitruv die Sa-
che ganz nachschreibt, nennet das Berappen die Bimsteinartige Lage {impensa pumicea), nicht
etwa, als wenn man wirklich hiezu zerstofsene Bimsteine gebraucht hätte, sondern wahr-
scheinlich blofs wegen der rauhen Oberfläche, welche das Berappen für das Auge machet.
Ueber die Berappung kommen die Lagen von Sand (directiones arenati), der weniger grob
als derjenige, den man zum Berappen anwendet, seyn mufs. Solche Sandlagen werden drei
über ander gegeben, und jede für sich, nach der Länge mit Hülfe des Richtscheits und der
Schnur, nach der Höhe mit Hülfe des Lothes, und in den Ecken und Winkeln mit dem
Winkelmaafse genau abgeglichen.
Auf die drei Sandlagen folgt der Marmorstaub, und zwar gleichfalls in drei Lagen, zu-
erst die aus gröbern Körnern, dann die mittelfeine, und endlich die feine.
Jede der sieben Lagen, welche den Anwurf bilden, nämlich erstlich die Berappung mit
grobem Sande, dann die drei Sand - und endlich die drei Marmorlagen, wird nicht eher auf-
getragen, bis die darunter vorkommende trocken zu werden anfängt.
Vitruv giebt die Dicke weder jeder einzelnen Lage, noch des Ganzen an; aber in den
Denkmälern finden wir das Ganze eines solchen Anwurfes drittehalb bis drei Zoll dick.
Vitruv lehrt, dafs die Anwürfe, nur auf diese Weise und in solcher Dicke besorgt;, ge-
hörige Dauerhaftigkeit und Glanz haben können. Daher sie weder durch Risse entstellt wür-
den, noch die Farben, mit welchen man den noch feuchten Anwurf zu übertünchen pflegte,
von ihrem Ansehen und Glänze verlören. Er vergleicht den Abputz mit einem silbernen
Spiegel, welcher die Bilder nur dann glänzend und lebendig zurückstrahle, wenn das hiezu
genommene Silberblech dick sey, dahingegen ein dünnes Blech nur eine schwache und kraft-
lose Rückstrahlung gewähre.
Einen Anwurf von der Art, wie wir jetzt beschrieben haben, erhielten nicht nur die aus
Steinmaterial gemauerten Wände, sondern auch die von Lehmziegeln und von Fachwerk.
Nur ist bei den Lehmwänden zu beobachten, was wir schon S. 146. erinnert haben, dafs sie
nicht mehr feucht, ihre Oberfläche auch nicht glatt, sondern etwas rauh sey, damit die Be-
rappung darauf desto fester haften kann. Auch über die Dauer und Schönheit. solcher An-
wür-