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Hoernes, Moritz
Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa: von den Anfängen bis um 500 vor Christi — Wien: Druck und Verlag von Adolf Holzhausen, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.62929#0622

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Die Zeichnung der ersten Eisenzeit.

gestrichelten Bändern, Doppelreihen mit den Spitzen zusammenstossender schraf-
firter Dreiecke und ein schraffirtes Dreiecksmuster mit der erwähnten verticalen
Verlängerung der Dreiecksspitzen. Erst seine zweite Stufe enthält die Blüthe
des correcten Spiralornaments, fällt also noch zusammen mit der ersten dänischen
Stufe Müller’s. Die geometrischen Muster sind concentrische Kreise, schraffirte
Dreiecke mit Spitzen, Zickzacklinien und gestrichelte Bänder, dann aus ge-
punzten kleinen Dreieckchen gebildete Bänder an Pincetten, Fibeln, Zierscheiben,
LanzenspiUen, Beilen u. s. w.
Die fl. dänische Bronzezeitstufe (zweiter und letzter Abschnitt der älteren
Bronzezeit) bietet an krummlinigen Ornamenten vielmehr concentrische Kreise
und namentlich Reihen hängender Halbkreise als Spiralen. Auch die End-
scheiben der Fibeln bilden statt der Drahtspiralscheiben oft knopfartige Platten,
die in typischer Weise mit Reihen hängender (Rosetten bildender) Halbkreise
decorirt sind. Die geometrischen Muster sind einfache Parallelstriche oder
Bänder mit schrägen Strichlagen, Zickzackbänder mit wechselnd gelagerten
Schraffen in den Dreiecksfeldern, Reihen langgezogener, schräg oder horizontal
schraffirter Dreiecke u. dgl. Besondere Beachtung verdient das aus wechselnden
Gruppen von Verticalstrichen und schrägen Kreuzen bestehende metopenartige
Muster; es ist combinirt mit schrägen und fischgrätenförmig gegeneinander
gestellten Sehraffen. Diese Stufe ist identisch mit der dritten skandinavischen
Bronzezeitstufe in Montelius’ System.
In der HI. dänischen Bronzezeitstufe oder dem älteren Abschnitt der
jüngeren Bronzezeit erscheinen plastische Vogelfiguren auf Ringen und anderen
Schmuckstücken, dann neben falschen Spiralen das aus einer Combination des
Stab- und Spiralmusters entstandene Schiffsornament mit Vogel- oder Schlangen-
köpfen auf Rasirmessern. Die Thierkopfendung bildet beiderseits den S-förmigen
Ausgang langer, schräg gestrichelter, von Punktreihen begleiteter Bänder. An
Stelle der letzteren finden sich neben dem Messerrücken auch Bänder von
Zickzacklinien oder hängenden Halbkreisen. Neben dem Beginne des Schiffs-
ornaments steht der Beginn des Buckelornaments. Man findet häufig drei
Buckel an Pincetten, dazu als Randeinfassung gestrichelte Bänder. Die Art,
wie diese Bänder zuweilen um die Buckel herumgeführt werden, ist ganz
mykenisirend und findet sich schon auf Goldblechscheiben aus den mykenischen
Schachtgräbern.1) Ein beinernes Anhängsel dieser Zeit2) ist verziert mit ge-
T) Vgl. z. B. das Stück aus dem dritten Grabe, Schliemann, „Mykenä“, Nr. 239 (Perrot-
Chipiez, VI, S. 767, Fig. 363). Mit dem äusseren Bandmuster dieses Stückes vgl. andererseits die
Randverzierung der ovalen scheibenförmigen Enden eines grossen Bronzehalsringes aus Smäland,
Montelius, Temps prehist., S. 90, Fig. 112. Das Motiv ist vollkommen dasselbe, nur variirt durch
die abweichende Form der Platte. Das Muster im Mittelfeld des schwedischen Exemplares hat
ebenso nahe Beziehungen zum Schlangen- und Vogelornament der ersten Eisenzeit Italiens,
lieber die nordischen Halsringe mit ovalen Doppelscheiben vgl. R. Beltz („Neue Funde aus der
jüngeren Bronzezeit in Mecklenburg“, Mecklenburger Jahrb. 1861, S. 230, anlässlich des Fundes
eines dem oben citirten sehr ähnlich geschmückten Exemplares in Mecklenburg), welcher darauf
hinweist, dass dieser Typus in Süddeutschland schon der älteren Periode der Bronzezeit angehört
(Naue, Bronzezeit in Oberbayern, S. 120).
2) Müller, Bronzealderen, Taf. XV, Fig. 233.
 
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