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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 7): [Willem van de Velde, Johannes von de Cappelle, Ludolf Bakhuyzen, Aert van der Neer] — Esslingen, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43141#0194
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178 Johannes van de Cappelle.
Vergleich mit den zahlreichen Werken anderer Künstler, unter denen
u. A. Rembrandt, Hals, Brouwer, Rubens, Here. Seghers, van Dijck
und Jordaens jeder mit mehreren Gemälden vertreten sind.
Er war geachtet von seinen Kunstgenossen, von denen Rembrandt,
Frans Hals, Eeck’nout und Johan van Noort Bildnisse von ihm oder von
seinen nächsten Angehörigen malten.
Er verkehrte mit gelehrten Männern wie Jacobus Heyblocq, dem
damaligen Rektor des Amsterdamer Gymnasiums, in dessen Stamm-
buch (jetzt in der königl. Bibliothek im Haag) er eine Zeichnung
skizzierte. Kurz und gut, er ist eines der wenigen Beispiele von
Künstlern seiner Zeit, denen es im Leben gut ging und die trotz-
dem als Künstler auf höchster Stufe stehen. Er brachte weder
seine Kunst den Launen der Zeit zum Opfer, wie es andere taten,
um Geld zu verdienen — ich denke etwa an Honthorst, Maes und
van der Werff — noch brauchte er zu darben, weil er seine Kunst
hoch hielt.
Die Kunstproduktion van de Cappelle’s besteht aus zwei scharf-
getrennten Bestandteilen: Sommer- und Winterbildern. Die zweitge-
nannten sind in der Minderzahl und stehen auch künstlerisch nicht
so hoch. Sie sind bescheiden im Format, — die erhaltenen über-
steigen nie das Maaß von etwa 50X60 cm. — und gleichförmig im
Gegenstand. Es ist immer ein gefrorener Fluß dargestellt mit Schlitten,
Schlittschuhläufern oder Kolfspielern. Am Ufer stehen Bauernhäuser
zwischen Bäumen. Sie haben viel Verwandtschaft mit ähnlichen Bildern
des etwas älteren Aert van der Neer, unter dessen Name sie noch oft
gehen. Im Allgemeinen sind sie etwas unruhig und überladen in
der Komposition ; je weniger Häuser, Brücken, Kirchen, Schlitten,
Schiffe und sonstige Gebilde von Menschenhand sie enthalten, um so
höher stehen sie künstlerisch. Ihr Hauptreiz besteht in der richtigen
Beobachtung der Natur: des eis- und schneebedeckten Erdreichs
einerseits und der mit schneeschwangeren Wolken besetzten Luft
andrerseits. Besonders fein ist das Bild der Galerie Huldschinsky
mit der ausgedehnten Perspektive (unsere Nr. 143) und das der
Sammlung Widener mit der feinen Abendröte (unsere Nr. 157).
Die große Mehrzahl der Werke unseres Künstlers besteht, wie
bereits angedeutet, aus sommerlichen Ansichten der reich mit Schiffen
staffierten holländischen Flüsse und Flußmündungen. Da nur wenige
Bilder datiert sind, ist es schwer die künstlerische Entwicklung des
Meisters festzustellen. Im Allgemeinen darf man mit Willis (Die
Niederländische Marinemalerei S. 78) annehmen, daß die relativ mono-
chromen, in hellgrauem Ton gemalten Bilder zu den früheren, dagegen
die goldigen zu seinen späteren Leistungen gehören. Die meisten
und besten Bilder sind Darstellungen mit hellem Wasser und Sonnen-
schein. Die Staffage mit Fahrzeugen aller Art nimmt einen noch
wichtigeren Raum ein als bei Willem van de Velde; und dennoch
ist van de Cappelle weniger Schiffsmaler als dieser. In erster Linie
fehlen bei ihm alle geschichtlichen Darstellungen, Flottenrevuen und
Seeschlachten, die van de Velde in Auftrag malte und auf denen
natürlich alles auf die Genauigkeit in der Wiedergabe der Schiffe
ankam. Sodann gebraucht van de Cappelle seine Schiffe mehr, um
die Poesie der Landschaft zu erhöhen. Er gruppiert sie kulissenartig
 
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