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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 7): [Willem van de Velde, Johannes von de Cappelle, Ludolf Bakhuyzen, Aert van der Neer] — Esslingen, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.43141#0538
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Aert van der Neer.

die besseren ihm, die geringeren dem Anthonie zuzuschreiben sind,
dessen mit vollem Vornamen versehene Werke ihn als einen weit
schwächeren Künstler kennzeichnen. Besonders die winterlichen
Dorflandschaften Abrahams sind durch Änderung der Signatur öfters
zu Werken van der Neers gefälscht worden.
Auf den Zusammenhang unseres Künstlers mit der zahlreichen
Malerfamilie der Camphuyzen ist schon in der Lebensskizze (oben
S.359) hingewiesen worden. Besonders Rafael Camphuyzen (1597/8
bis 1657) hat stimmungsvolle Winterlandschaften gemalt, die auf die
Jugendwerke seines jüngeren Landsmanns einen entscheidenden Ein-
fluß ausgeübt haben. Die schönste ist wohl die, welche mit der
Sammlung Alfred Thieme in das Leipziger Museum übergegangen ist.
Auch durch seine Nachtbilder —- und hiermit betreten wir
das zweite von A. van der Neer gepflegte Stoffgebiet — hat derselbe
R. Camphuyzen wohl vorbildlich auf ihn gewirkt. Es gibt sowohl
Mondscheinlandschaften (Dresden) als Dämmerungsbilder (Amsterdam)
von seiner Hand, die ein altertümlicheres Gepräge haben, aber sonst
den Werken seines berühmteren Kunstbruders nur wenig nachstehen.
Schwächer ist sein jüngerer Bruder Joachim Camphuyzen (1601/2
bis 1659), dem man auf Grund ihrer Stil Verwandtschaft mit den Werken
Rafaels und denen van der Neers die J. C. oder Jo. C. monogrammier-
ten Mondschein- und Abendbilder zuschreibt. Diese sind nüchterner
in der Auffassung, leerer in der Komposition und technisch weniger
hochstehend, als ihre Vorbilder und zeigen große Verwandtschaft
mit dem Werk eines andern, ebenfalls aus Gorinchem stammenden
Malers, Johannes Meerhout (tätig 1633—1677). Außer in seiner
Geburtsstadt ist dieser in Heusden, Dordrecht, Utrecht und schließ-
lich in Amsterdam tätig gewesen, wo er 1677 starb. Das »Meer«
seines Namens ist oft zu »Neer« gefälscht worden. Da er in der
Ausführung und Wahl seiner Gegenstände sehr stereotyp ist, fällt es
nicht schwer, ihn zu erkennen. Außer im Stile van der Neers hat
er auch in einem archaisierenden kräftig blaugrünen Ton gemalt
(Amsterdam).
Auch Anthonie van Borssem (um 1629/30—1677), der im
vierten Band als ein begabter Nachahmer des Paulus Potter hätte
erwähnt werden müssen, in seinen Handzeichnungen Rembrandt
sehr nahe kommt und der sogar Meister wie Marseus van Schrieck
imitiert hat, wurde in einigen Mondscheinlandschaften durch van der
Neer inspiriert (Amsterdam). Diese Versuche sind allerdings sehr
unglücklich ausgefallen.
In den Darstellungen nächtlicher Feuersbrünste des Egbert
van der Poel (1621 — 1664), seines schwächeren Bruders Adriaen
(um 1634—um 1686) und ihrer Nachahmer, der Colonia und
Ph. van Leeuwen (tätig 1666—1723) sehen wir eher eine mit van
der Neer parallel laufende Erscheinung als eine beabsichtigte Nach-
ahmung seiner Kunst. Während bei van der Neer die Feuersbrunst
immer nur einen Teil der Komposition bildet, die farbige Wirkung
der hochemporschlagenden Glut auf die Umgebung, das Wasser
und die Wolken zur Geltung kommt, ist bei jener Gruppe von
Delfter und Rotterdamer Künstlern das Feuer selbst und namentlich
auch die Löscharbeit Hauptsache. Die Ausführung ist einförmiger,
 
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