Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 9): [Johannes Hackaert, Nicolaes Berchem, Karel du Jardin, Jan Both, Adam Pijnacker] — Esslingen, 1926

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43139#0439

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jan Both.

Jan Both wurde um 1610 als ein jüngerer Sohn des Glasmalers
Dirck Both in Utrecht geboren und starb dort im Aug. 1652 (9. Aug.
wurde er in der Buurkerk begraben). Zuerst Schüler seines Vaters,
kam er 1634 zu Abraham Bloemaert in die Lehre und ging hierauf
mit seinem etwa 2 Jahre älteren Bruder Andries nach Italien. In
Rom ist er 1639/40 urkundlich nachweisbar, sein Bruder jedoch
schon 1636 durch die Inschrift auf einer Zeichnung im Amsterdamer
Kabinett. Anfang der vierziger Jahre waren die Brüder zusammen
in Venedig, wo Andries ins Wasser fiel und ertrank. Bald darauf
ist Jan Both wieder in Utrecht, wo Hendrik Verschuring (geb. 1627,
ging im Sommer 1647 nach ungefähr sechsjähriger Lehrzeit nach
Italien) und 1646 Barend Bispinck als seine Schüler genannt werden
und er selbst 1649 zum Hauptmann der Gilde gewählt wurde.
Both geriet in Rom gänzlich in den Bann Claude Lorrain’s und
ahmte ihn, wie schon sein Zeitgenosse Joach. v. Sandrart beobachtete,
geflissentlich nach, hauptsächlich in den Landschaften, jedoch
nicht in den Seebildern mit pompösen Hafenanlagen, Palästen und
dergleichen. Aber auch in der Komposition der Landschaft bildete
er einen eigenen Stil aus, sodaß man wohl nie in die Versuchung
kommen wird, einen Both für einen Claude oder einen Claude für
einen Both zu halten. Warmes Sonnenlicht ergießt sich über eine
baumbestandene Gebirgsgegend. Der sich windende Pfad, auf dem
Hirten, Jäger oder Reisende ihres Weges ziehen, führt an der einen
Seite bildeinwärts, einen beschatteten steilen Abhang, von dem ein
Bach herabstürzt, entlang, während sich an der andern ein Flüßchen
dahinschlängelt und ein sanfterer, heller gehaltener Abhang das Tal
begrenzt. Zwischen hohen Bäumen öffnet sich meistens in der Mitte
ein Blick nach der ebenfalls sonnigen Ferne mit Motiven aus der
Umgebung Roms. Dies sind die am häufigsten vorkommenden
Motive des Künstlers, die er entweder zusammen oder einzeln
auf die Leinwand bringt. Auch nach seiner Rückkehr in die Heimat
wiederholt er sie oft und erreicht damit sehr bewunderungswerte
Resultate. Jedoch weiß er eine gewisse Monotonie, namentlich im
Kolorit, nicht zu vermeiden, da er seine Lokaltöne alle dem Effekt
des glühend heißen, orangegelben Sonnenlichtes unterordnet. Die-
selbe Gleichförmigkeit herrscht auch in seinen Figuren, sowohl in
ihrer Zeichnung, Anordnung wie Farbengebung.
 
Annotationen