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nicht dunkel, hier aber ganz verirrt; denn Gleichmaafs und Gleichgewicht
haben gar nichts miteinander gemein, als — die fünf ersten Buchstaben!!
Ueber Einfachheit der Formen heifst es (S. 16) unter anderem: «.Bei den
fjfäerheti der Baukunst ist der sparsame Gebrauch der Mittel} den man
man der Einfachheit der Formen erkennt, ein wesentlicher Grund unsers
« Wohlgefallens, Denn wenn gleich unser Auge das Mannichfaltige liebt,
£ so muss es sich doch ohne Verwirrung, in reinen, regelmässigen und
«leicht fasslichen Gestallen darstellen. Dies ist eine unerlässliche Be-
k dingung'für die sinnliche Anschauung. » Der sparsame Gebrauch der Mittel
(worunter wohl nichts anders verstanden werden kann, als das Material) soll
Einfachheit der Formen bewirken ? Die Pyramiden bieten bei der gröfsten Quan-
tität von Material die einfachste Form dar, und der neugothische Styl bei der
geringsten Quantität das Gegentheil. Man inufs gar nicht denken können, um
solche augenscheinliehe Ungereimtheiten zu sprechen, vielweniger zu schreiben.
Diesen folgt ein würdiger Nachsatz: «Es müssen daher in dem Plane so—
«wohl, ivie im Aufriss von jedem architectonischen Werke alle schiefen,
«winklichen und geschweiften Formen, alle Vor- und Rücksprünge sorg-
«fältig vermieden, und hauptsächlich nur solche Gestalten gewählt werden,
«welche durch ihre Einfachheit die Construction erleichtern, ohne dadurch
«der erforderlichen Anordnung und Einrichtung Abbruch zu thun.» —
Erstens giebt es aufser den verbotenen Formen gar keine mehr, als das ein-
fache Rechteck; und selbst dabei mufs man sich bei «winklig» noch recht-
winklig vorbehalten. «Nicht schief»? — also kein Giebeldach «nicht g e-
z schweift also keine Rotunde, keinen Halbkreis n. dgl. «Keine Vor- und
Rück sp rünge? » — also keine Vorhalle, keine vortretenden Flügel. Zweitens
kommt nun die schone Anwendung: dafs nämlich nur solche Gestalten gewählt
werden müssen, «welche durch ihre Einfachheit die Construction erleichtern,
« ohne dadurch der erforderlichen Anordnung und Einrichtung Abbruch zu
«thun.» Es ist hier doch nicht von Verzierungen die Rede, sondern von Hairpt-
formen. Können nun diese anders entstehen, als aus der Construction und
Einrichtung? Oben gestand Hirt diefs selbst zu; und hier trifft er (Gott weifs
nach welchem tieferen Schönheitsgefühle?) erst Wahlen, und ist zufrieden,
wenn diese nur Obigen nicht geradezu entgegen sind.
Wie mangelhaft ist, was Hirt über die Verzierungen spricht! Der wül-
kührlichen Eintheihmg in sechs Bedingungen gar nicht zu gedenken, so ist
Llos von der eigentlichen Verzierung als wirklichem Zusätze die Rede. An
die Zierlichkeit, welche mehr im Wegnehmen der zur Festigkeit nichts
nicht dunkel, hier aber ganz verirrt; denn Gleichmaafs und Gleichgewicht
haben gar nichts miteinander gemein, als — die fünf ersten Buchstaben!!
Ueber Einfachheit der Formen heifst es (S. 16) unter anderem: «.Bei den
fjfäerheti der Baukunst ist der sparsame Gebrauch der Mittel} den man
man der Einfachheit der Formen erkennt, ein wesentlicher Grund unsers
« Wohlgefallens, Denn wenn gleich unser Auge das Mannichfaltige liebt,
£ so muss es sich doch ohne Verwirrung, in reinen, regelmässigen und
«leicht fasslichen Gestallen darstellen. Dies ist eine unerlässliche Be-
k dingung'für die sinnliche Anschauung. » Der sparsame Gebrauch der Mittel
(worunter wohl nichts anders verstanden werden kann, als das Material) soll
Einfachheit der Formen bewirken ? Die Pyramiden bieten bei der gröfsten Quan-
tität von Material die einfachste Form dar, und der neugothische Styl bei der
geringsten Quantität das Gegentheil. Man inufs gar nicht denken können, um
solche augenscheinliehe Ungereimtheiten zu sprechen, vielweniger zu schreiben.
Diesen folgt ein würdiger Nachsatz: «Es müssen daher in dem Plane so—
«wohl, ivie im Aufriss von jedem architectonischen Werke alle schiefen,
«winklichen und geschweiften Formen, alle Vor- und Rücksprünge sorg-
«fältig vermieden, und hauptsächlich nur solche Gestalten gewählt werden,
«welche durch ihre Einfachheit die Construction erleichtern, ohne dadurch
«der erforderlichen Anordnung und Einrichtung Abbruch zu thun.» —
Erstens giebt es aufser den verbotenen Formen gar keine mehr, als das ein-
fache Rechteck; und selbst dabei mufs man sich bei «winklig» noch recht-
winklig vorbehalten. «Nicht schief»? — also kein Giebeldach «nicht g e-
z schweift also keine Rotunde, keinen Halbkreis n. dgl. «Keine Vor- und
Rück sp rünge? » — also keine Vorhalle, keine vortretenden Flügel. Zweitens
kommt nun die schone Anwendung: dafs nämlich nur solche Gestalten gewählt
werden müssen, «welche durch ihre Einfachheit die Construction erleichtern,
« ohne dadurch der erforderlichen Anordnung und Einrichtung Abbruch zu
«thun.» Es ist hier doch nicht von Verzierungen die Rede, sondern von Hairpt-
formen. Können nun diese anders entstehen, als aus der Construction und
Einrichtung? Oben gestand Hirt diefs selbst zu; und hier trifft er (Gott weifs
nach welchem tieferen Schönheitsgefühle?) erst Wahlen, und ist zufrieden,
wenn diese nur Obigen nicht geradezu entgegen sind.
Wie mangelhaft ist, was Hirt über die Verzierungen spricht! Der wül-
kührlichen Eintheihmg in sechs Bedingungen gar nicht zu gedenken, so ist
Llos von der eigentlichen Verzierung als wirklichem Zusätze die Rede. An
die Zierlichkeit, welche mehr im Wegnehmen der zur Festigkeit nichts