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DIE POLITISCHE UND MILITÄRISCHE BEDEUTUNG usw, 137
mode de Bourgogne“, Jacques de Lalaing, durch ein Feuergeschoß
getötet wurde1).
Die adlig-militärische Laufbahn hatte eine finanzielle Seite, die
oft sehr freimütig eingestanden wurde. Jede Seite der spätmittelalter-
lichen Kriegsgeschichte gibt uns zu verstehen, wie sehr es dabei auf
ansehnliche Gefangene um des Lösegeldes willen ankam. Froissart
versäumt nicht zu erwähnen, wieviel der Urheber einer geglückten
Überrumpelung bei der Sache verdiente2). Aber außer den direkten
Vorteilen des Krieges spielen auch die Pensionen und Renten und
Gouverneursposten im Leben des Ritters eine große Rolle. Das
Vorwärtskommen wird öffentlich als Zweck akzeptiert. „Je suis uns
povres homs qui desire mon avancement“, sagt Eustache de Ribeu-
mont. Froissart erzählt seine endlosen faits divers vom Ritterkrieg
unter andern als Vorbild jener Tapferen „qui se desirent ä avanchier
par armes“3).
Deschamps hat eine Ballade, in der die Ritter, Knappen und
Sergeanten des burgundischen Hofs nach dem Besoldungstag lechzen,
mit dem Refrain:
„Et quant venra le tresorier?4)“
Chastellain findet es natürlich und passend, daß jemand, der nach
irdischem Ruhm strebt, geizig und berechnend ist „fort veillant et
entendant ä grand somme de deniers, soit en pensions, soit en rentes,
soit en gouvernemens ou en pratiques“’5)- Und in der Tat scheint
selbst der edle Boucicaut, der allen Rittern als Vorbild diente, von
einer gewissen Geldsucht nicht frefgewesen zu sein6)- Der nüchterne
Commines veranschlagt einen Edelmann nach seinem Gehalt als „un
gentilhomme de vingt escuz“7).
Zwischen der lauten Verherrlichung des ritterlichen Kriegs klingt
4) Livre des faits, bei Chastellain, VIII, p. 2522 und xix.
2) Froissart, ed Kervyn, XI, p. 24.
3) Froissart, IV, p. 83, ed. Kervyn, XI, p. 24.
4) Deschamps, IV, no. 785, p. 289.
5) Chastellain, V, p. 217.
6) Le songe väritable, Mein, de la soc. de l’hist. de Paris, t. XVII, p. 325, bei
Raynaud, Les cent ballades, p. iv.
7) Commines, I, p. 295.
 
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