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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0052
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Vereinzelt finden sich in der Pinacoteca (in dem- \
selben Palazzo della Pilotta wie das Museo) als be-
deutendste Wahrzeichen der früher in Parma be-
findlichen Sammlung Farnese die folgenden zwei
kolossalen Statuen aus schwarzem Basalt, welche von
Horn, wo sie wahrscheinlich auf dem Palatin116)
oder aber in den Caracallathcrmen gefunden waren,
nach Parma kamen und dort die Villa Colorno
schmückten; zurückgeblieben (vgl. auch oben no. 19), j
während die übrigen Statuen und Alterthümer nach j
Neapel wanderten, sind sie dann in unserem Jahr-
hundert auf ihren jetzigen Platz in der Bildergalerie
geschafft worden:

53. Dionysos, auf einen Satyr gelehnt; decorative
leidlich gute Arbeit von groszer Wirkung; die Falten-
gebung und der Satyrkopf ahmen (der Farbe des Ma-
terials zu Liebe) Bronzetechnik nach. Es fehlen am
Gott der rechte Arm (der in die Seite gesetzt war, wie
Ansatzspuren zeigen) und die linke Hand; sein rechtes
Bein ist ergänzt; am Satyr fehlt der linke Arm. der
besonders eingesetzt war. Zu beachten ist die schmale
Composition der Gruppe und wie sie jederseits senkrecht
begrenzt ist: der Basaltblock war nicht breiter, und
daher muszte auch der Satyr sich so hinten an- und
seitwärts vorschmiegen. Dionysos hat weiche volle
Formen und lange Locken; um das Haupt ist mehr-
fach und tief in die Stirn hinein die Binde gebunden
(unter der jederseits das Haar ein wenig aufgenommen
ist); der Mantel liegt auf der linken Schulter und fällt
über den Rücken hin auf den linken Oberschenkel
Knie und Wade herab; hohe Stiefeln. Indem er den
linken Fusz. dessen Bein in sanfter Biegung spielt',
vorsetzt und auf dem rechten steht, lehnt er sich mit
dem linken Arm ungemein anmuthig auf den Nacken
eines bärtigen Satyrs, der zu ihm aufblickt. Derselbe,
klein gebilde und um den Leib die Nebris geschürzt,
schmiegt sich dicht an ihn und legt den rechten Arm 1
um des Gottes Hüften und die linke Hand an dessen
linken Oberschenkel; hinten wird er theilweise von dem
herabfallenden Mantel des Dionysos bedeckt; neben ihm
steht ein Gefäsz mit Weinlaub und Weintrauben. Der
Gegensatz zwischen dem verschwommen - wehmüthigen
Blick des Dionysos und dem grinsenden Satyr wirkt
sehr glücklich. Vgl. auch Conze S. 88*.

54. Herakles, stofflich und gedanklich Gegenstück
zur vorigen Figur. Es fehlen der rechte Arm von

U{>) Der Palatin wäre als Fundort der Statuen gesichert,
wenn Benndorf und Schöne (Later. Mus. S. 119) mit Recht
die eine dieser Figuren, den Herakles, mit dem 'Kreole di
basalti» lavorato con gran maestria e nobilta', der 172o auf
dem Palatin gefunden ist (Ficoroni bei Fea Mise. 1 p. 125, 18),
identifizierten. Aber die beiden Kolosse von Parma sind
entschieden viel früher gefunden worden (etwa schon im
16. Jahrhundert).

der Schulter an nebst der zur Erde gesetzten Keule (von
welcher das obere Ende auf der Basis noch erhalten ist)
und der linke Arm (von der Schulter bis über den Ellen-
bogen hin) sowie die linke Hand, die besonders ange-
setzt war. Der bärtige Heros steht ruhig da, in die
Weite schauend mit linkem vorgesetztem Spielbein, nach
rechts vom Beschauer gewendet; den linken Arm, über
dessen Unterarm das Löwenfell liegt, stützt er auf
einen Pfeiler neben sich, der vom Fell theilweise ver-
deckt wird. Hinter der Keule Baumstamnistütze (bis
über dem Knie). Der Bart ist voll, aber kurz. Un-
gemein starke arg übertriebene Musculatur, um bei der
schwarzen Farbe doch 'Alles wirksam hervortreten zu
laszen'; decorative wirkungsvolle Arbeit. Eine Replik
desselben (vielleicht lysippischen) Originals, auf das die
Parmesaner Basaltstatue zurückgeht, ist der gleichfalls
kolossale 'Herakles Mastai' aus Bronze im Vatican (Mon.
del Tlnst. VIII 50; vgl. Annali 1868 p. 195 ss), wo
aber Pfeiler und Baumstamm des Materials wegen wegge-
blieben sind. Vgl. noch Conze S. 87* f.

MODENA.

Vgl. (C'avedoni) üichiarazione degli antichi Marmi Modenesi
1828. 8°. Modena; Conze Arch. Anz. IStiT S. 8'S*.

Das Museo Lapidario in Modena11"), auf-
gestellt im Cortile der Opera di Caritä bei S. Ago-
stino, enthält auszer Inschriften nur einige Sarko-
phage spätrömischer Zeit, gewaltige Steinmassen
mit rohem figürlichem Schmuck, deren Eindruck
Conze treffend geschildert hat. Einige wenige Be-
merkungen zu dem Dargestellten, worin meine No-
tizen von ( avedoni's Beschreibungen oder von Mal-
musi's skizzenhaften Abbildungen (Museo Lapidario
Modenese. 4°. Modena 1830)tl*) abweichen, mögen
im Folgenden verzeichnet werden.

1 (= Cavedoni p. 130, VIII). Sarkophag des P.
Vettius Sabimus; schlechte Arbeit; abg. bei Malmusi
zu pag. 77, LIX. Die Darstellungen auf den Neben-
seiten der Akroterien des Deckels sind meiner Meinung
nach die folgenden. Rechts vom Beschauer: Aehren-
bündel und Vogel — Weintraube und Hahn; links (vgl.
dazu auch die Abbildungen bei Cavedoni Taf. II 4 und
5) Leier zwei Vögelcheu im Nest und eine Hacke —
Klappstuhl (?) Arbeitskorb und ein Vogel. Cavedoni
p. 143 ss. sieht in diesen vier Darstellungen, welche er
nicht ganz richtig erkannt hat, 'i simboli delle quattro

m) Die Sammlung von Anticaglien auf der Bibliothek
(vgl. Conze a. a. 0. S. 88* f.) habe ich nicht gesehen.

"») Die Nachweisung und Benutzung von Malmusi 's
Buch verdanke ich meinem Freunde Dr. Bormann.
 
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