Die Hetären und die Sklavinnen.
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herakles kam eine παλλαχή vor, eine frühere Zofe, die nach dem Tod ihrer Herrin zu diesem
Rang aufgestiegen war * * 3 4.
Der Gegensatz der raffinierten, ausgelernten und der jungen verliebten Dirne, des
εταιρικόν τέλειον ET 3 (S. 37 Fig. 62) und des έταιρίόιον ώραΐον ET 4 (S. 40 Fig. 70. 71) steht
uns in der Bacchis und der Antiphila des Heutontimorumenos prächtig vor Augen. Die übrigen
Hetärenmasken, die cLci/pvöog ET 5 und die ό ιάμιτρος εταίρα ET 6 (S. 45 Fig. 79) und das
λαμπάόιον ET 7 (S. 44 Fig. 77. 78) werden nur Varianten des τέλειον εταιρικόν gewesen sein.
Wenigstens läßt sich aus dem allerdings sehr kurzen Polluxtext nicht entnehmen, daß sie
besondere Charakternüanzen repräsentiert haben. Da Hetären in keinem Stück fehlen und fast
stets eine hervorragende Rolle spielen, ist es erklärlich, daß man bestrebt war, hierin Ab-
wechselung zu schaffen, wie heutzutage durch die Toiletten der ersten Liebhaberinnen. Daher
ist es ganz unmöglich zu sagen, für welche dieser Masken die einzelnen Hetärenrollen in den
uns bekannten Stücken geschrieben waren.
Die αβρα περίκουρος ΘΕΡ 1 (S. 45) ist die junge Sklavin im Bürgerhaus, die treue
Vertraute der Hausfrau, η ούντροφος και παρα χεΐρα ϋεράπαινα, wie sie der Atticist Pausanias
nennt3. Es war ein im wirklichen Leben sehr verbreiteter, wie es scheint, semitischer Name
für die Haussklavin, der sich zuerst bei Sappho (fr 55 B4) belegen läßt, und über den wir
bei Photios (Reitz.) s. v. "Αβραι folgendes lesen: ούτε απλώς ή 9-εράπαινα ούτε η εύμορφος (wohl
Abweisung einer falschen Herleitung von αβρός), αλλ> η οίκότριψ γυναίκας κόρη και έντιμος, είτε
οίκογενης εϊτε μη3. Das abgeschnittene Haar bedeutet also bei dieser Figur keine Entehrung,
sondern bezeichnet lediglich die Dienerin4. Daß sie in einer Komödie des Nikostratos die Titel-
heldin war, ist schon oben bemerkt worden (S. 45 A. 2). Auch im ΑπιΟτος und im Σικυώνιος
des Menander scheint sie eine hervorragende Rolle gespielt zu haben5, beide Male als Geliebte
des Hausherrn, wie die Chrysis in der Samierin, die aber wohl in der Maske der όιάχρνοος
aufgetreten ist. Daß im Pseudherakles desselben Dichters die παλλακή eine frühere αβρα war,
haben wir schon gesehen. In der Regel wird es aber eine Nebenrolle gewesen sein, wie die
Pardalisca in der Gasina, die man sich wohl in dieser Maske zu denken hat.
Nicht minder bedeutend ist die Hetärensklavin, das 9-εραπαινίόιον παράψηϋτον,
ΘΕΡ B (S. 37 Fig. 63 und die Tafel). Sie wird durch die Doris der Perikeiromene, das Asta-
phium des Truculentus und die Pythias im Eunuchen vortrefflich veranschaulicht. Beachtens-
0 Suidas s. v. Άβρα; vgl. unten.
a) Bei Eustath. Od. 1854, 14; Et. gen. η οίκότριψ και παρα χιίρα; vgl. Reitzenstein a. a. O. und Chr. Bruhn
Über den Wortschatz des Menander (Kiel. Dissert. 1910) S. 34 f., wo die Zeugnisse gut zusammengestellt sind.
3) Vgl. Bekker Anecd. p. 322, 13 f.
4) Auf einem noch nicht publizierten Pelops-Sarkophag im athenischen National-Museum, der im
nächsten Sarkophag-Band erscheinen wird (Sark. Bel. III 322b), ist die eine Dienerin der Hippodameia eine
περίκουρος.
5) Suid. s. v. Άβρα.
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herakles kam eine παλλαχή vor, eine frühere Zofe, die nach dem Tod ihrer Herrin zu diesem
Rang aufgestiegen war * * 3 4.
Der Gegensatz der raffinierten, ausgelernten und der jungen verliebten Dirne, des
εταιρικόν τέλειον ET 3 (S. 37 Fig. 62) und des έταιρίόιον ώραΐον ET 4 (S. 40 Fig. 70. 71) steht
uns in der Bacchis und der Antiphila des Heutontimorumenos prächtig vor Augen. Die übrigen
Hetärenmasken, die cLci/pvöog ET 5 und die ό ιάμιτρος εταίρα ET 6 (S. 45 Fig. 79) und das
λαμπάόιον ET 7 (S. 44 Fig. 77. 78) werden nur Varianten des τέλειον εταιρικόν gewesen sein.
Wenigstens läßt sich aus dem allerdings sehr kurzen Polluxtext nicht entnehmen, daß sie
besondere Charakternüanzen repräsentiert haben. Da Hetären in keinem Stück fehlen und fast
stets eine hervorragende Rolle spielen, ist es erklärlich, daß man bestrebt war, hierin Ab-
wechselung zu schaffen, wie heutzutage durch die Toiletten der ersten Liebhaberinnen. Daher
ist es ganz unmöglich zu sagen, für welche dieser Masken die einzelnen Hetärenrollen in den
uns bekannten Stücken geschrieben waren.
Die αβρα περίκουρος ΘΕΡ 1 (S. 45) ist die junge Sklavin im Bürgerhaus, die treue
Vertraute der Hausfrau, η ούντροφος και παρα χεΐρα ϋεράπαινα, wie sie der Atticist Pausanias
nennt3. Es war ein im wirklichen Leben sehr verbreiteter, wie es scheint, semitischer Name
für die Haussklavin, der sich zuerst bei Sappho (fr 55 B4) belegen läßt, und über den wir
bei Photios (Reitz.) s. v. "Αβραι folgendes lesen: ούτε απλώς ή 9-εράπαινα ούτε η εύμορφος (wohl
Abweisung einer falschen Herleitung von αβρός), αλλ> η οίκότριψ γυναίκας κόρη και έντιμος, είτε
οίκογενης εϊτε μη3. Das abgeschnittene Haar bedeutet also bei dieser Figur keine Entehrung,
sondern bezeichnet lediglich die Dienerin4. Daß sie in einer Komödie des Nikostratos die Titel-
heldin war, ist schon oben bemerkt worden (S. 45 A. 2). Auch im ΑπιΟτος und im Σικυώνιος
des Menander scheint sie eine hervorragende Rolle gespielt zu haben5, beide Male als Geliebte
des Hausherrn, wie die Chrysis in der Samierin, die aber wohl in der Maske der όιάχρνοος
aufgetreten ist. Daß im Pseudherakles desselben Dichters die παλλακή eine frühere αβρα war,
haben wir schon gesehen. In der Regel wird es aber eine Nebenrolle gewesen sein, wie die
Pardalisca in der Gasina, die man sich wohl in dieser Maske zu denken hat.
Nicht minder bedeutend ist die Hetärensklavin, das 9-εραπαινίόιον παράψηϋτον,
ΘΕΡ B (S. 37 Fig. 63 und die Tafel). Sie wird durch die Doris der Perikeiromene, das Asta-
phium des Truculentus und die Pythias im Eunuchen vortrefflich veranschaulicht. Beachtens-
0 Suidas s. v. Άβρα; vgl. unten.
a) Bei Eustath. Od. 1854, 14; Et. gen. η οίκότριψ και παρα χιίρα; vgl. Reitzenstein a. a. O. und Chr. Bruhn
Über den Wortschatz des Menander (Kiel. Dissert. 1910) S. 34 f., wo die Zeugnisse gut zusammengestellt sind.
3) Vgl. Bekker Anecd. p. 322, 13 f.
4) Auf einem noch nicht publizierten Pelops-Sarkophag im athenischen National-Museum, der im
nächsten Sarkophag-Band erscheinen wird (Sark. Bel. III 322b), ist die eine Dienerin der Hippodameia eine
περίκουρος.
5) Suid. s. v. Άβρα.
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