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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 25): Die Masken der neueren Attischen Komödie — Halle a. S.: Niemeyer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.57695#0085
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Varianten.

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rechte, das andere nur die linke hochgezogen hat (Fig. 94) \ während bei
Pollux steht: άνατίτακε τάς όφρνς. Die linke hochgezogene Braue
kehrt auch bei einer Terrakotta Lecuyer2 wieder, die, nebenbei bemerkt,
auch die oben S. 27 besprochenen Bartstoppeln um den Mund aufweist
(Fig. 95). Dieselbe Erfahrung haben wir schon bei der durch untrügliche
Kriterien als Kolax erwiesenen Terrakottastatuette des athenischen National-
museums (S. 23 Fig. 51. 52) gemacht. Auch dieser zieht nur die eine Augen-
braue in die Höhe, während es Pollux in seinem Kanon für beide bezeugt.
Ebenso wird es mit der Ruveser Maske stehen, die wir oben S. 29
Fig. 60 als erstes Beispiel eines άνατεταμένος την δεξιάν aufgeführt haben.
Die Glatze und der Vollbart weisen sie in die Kategorie des ersten Her-
monios, der aber nach dem Kanon beide Augenbrauen hochzieht. Hier
haben wir eine Variante, die nach dem Muster des ηγεμών πζ>εΰβντης nur
die rechte hochzieht, dies aber in viel stärkerem Maße, als es sonst beim
ersten Hermonios der Fall zu sein pflegt.
Und nun die Kehrseite. Trat in einer Komödie ein ηγεμών πρε-
σβύτης auf, der, sei es wegen seines sanften Charakters, sei es wegen des
Verlaufs der Handlung überhaupt, nicht aus dem Gleichmut gebracht
wurde, so war eine solche Differenzierung der beiden Gesichtshälften
überflüssig, und man wird sie um so eher vermieden haben, als sie der
Aktion doch immerhin gewisse Fesseln anlegen mußte, z. B. den Stellungs-
wechsel in derselben Szene sehr einengte. Wurde also die Maske für ein
neues Stück erst besonders angefertigt, — und das wird für die Premieren
an den Großen Dionysien doch gewiß der Fall gewesen sein — so wird man
in solchem Falle dem ηγεμών πρεσβύτης gleiche d. h. gerade Augenbrauen
gegeben haben, so daß er nur als der freundliche Familienvater erscheint.
Dies ist z. B. der Fall bei der Maske, die auf dem lateranensischen Relief,
das ich an dieser Stelle vollständig abbilde (Fig. 96)3, neben der Maske
1) Τ. I. 3508. Aus Herrn Linckhs Nachlaß. H. 0,045.
2) Collection Lecuyer K. 2, 2. H. 0,11. Angeblich aus Tanagra.

Fig. 93.




Fig. 95.

3) Nach der Alinarischen Photographie; vgl. oben S. 4 Fig. 6 und S. 44 Fig. 78. Da dies Bildwerk für
die Frage nach den Masken der neueren Komödie von fundamentaler Bedeutung ist, so darf es in diesem
Programm nicht fehlen, so oft es auch gerade in der letzten Zeit abgebildet und besprochen worden ist;
so eben wieder in Brunns Denkmälern der- griech. und röm. Skulptur 626, wo Sieveking die neueste Litteratur
verzeichnet und anmerkt, daß schon Benndorf Lateran 626 an Menander gedacht hat, allerdings im Hinblick auf
die fälschlich so gedeutete vatikanische Statue. Als ich die Anmerkung 3 auf S. 4 schrieb, war mir dies entfallen.
Auf derselben Tafel wird mit dem lateranensischen Relief eine in der Sammlung Stroganoff befindliche Replik
zusammengestellt, auf der die Masken etwas modifiziert sind; der ηγεμών hat die Augenbrauen mehr in
die Höhe gezogen, die Haarschleife des λαμπάδιον gleicht noch mehr einer lodernden Flamme, und die Stephane
 
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