Varianten.
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Dichter. Dieser kann vielmehr verlangen, daß der Ausdruck der Masken
dem Charakter der von ihm geschaffenen Figuren entspreche. So sehen
wir hier den Menander, wie er die ihm vom ΰκευοποιός zur Begutachtung
gesandten Masken, einen τεανίϋκος μελας (s. oben S. 4), einen ηγεμών
πρεββΰτης und ein λαμπάόιον (S. 44) einer sorgsamen Prüfung unterzieht1.
Natürlich handelt es sich dabei in letzter Linie um eine Dedikation
für einen dramatischen Sieg; aber diese Dedikation besteht nicht in den
Masken, sondern in dem Belief selbst2 * * S. *.
Umgekehrt zeigt uns die eine pompejanische Maskengruppe
neben der ουλή (S. 39 Fig. 67) einen bärtigen Mann, der alle Merkmale
des ηγεμών πρεββΰτης aufweist, aber beide Augenbrauen in die Höhe Fig· θ'7·
zieht (Fig. 97). Hier läßt sich nun freilich nicht entscheiden, ob der pompejanische Wandmaler
damit den zornmütigen Charakter dieser Bolle, wie er dem Gatten einer ουλή besonders ansteht,
fast alle dabei gemachten Voraussetzungen unmöglich. Lyssa war im Pentheus nicht die Führerin der Mänaden,
selbst wenn dergleichen denkbar wäre, sondern Dionysos selbst: Aischyl. Eum. 25 Βάκχαις ίοτρατήγησεν ϋι·ίκ und
mit Anspielung darauf Euripides Bacch. 52 u-αινάαι στρατηλατών", vgl. G. Haupt Comm. archaeolog. in Aeschylum p. 116
(Diss. phil. Hal. XIII). Und wie eine Aeschyleische Lyssa aussah, lehrt uns die Aktaionvase Mon. d. Inst. XI tav. 42.
Übrigens scheint die Aischyleische Trilogie aus den Dramen Toxotides, Semele und Pentheus bestanden zu haben.
J) So im wesentlichen schon Studniczka Philol. Wochenschrift 1895 S. 1627, der auch richtig erkannt
hat, daß hinter dem Maskentisch auf hohem Pult das aufgerollte Manuskript der Komödie aufgestellt ist, mit
dessen Text der Dichter die Masken vergleicht. Dagegen kann ich ihm nicht zustimmen, wenn er in der rechts
stehenden Frau die Glykera erkennen will. Für eine vornehme Hetäre erscheint mir die Gewandung zu
akademisch und die Haltung zu pathetisch; auch vermag ich von Portr'ätszügen nichts zu erkennen. Ebenso-
wenig kann ich sie aber für eine „Muse“ halten, eine Bezeichnung, mit der in der archäologischen Exegese
überhaupt viel Mißbrauch getrieben wird. Man wird sie Κωμωιδία oder, im Hinblick auf die schöne von Fricken-
haus veröffentlichte Pelike aus Emporion (Institut d’ Estudis Catalans 1908 Taf. 2), vielleicht noch besser Παιδιά
zu benennen haben. Die rechte Hand machte wohl nur einen ermunternden Gestus, schwerlich hielt sie Kranz
oder· Tänie; vgl. E. Petersen Röm. Mitt. XIX 1904 S. 40 A. 1. Eine Maske ist natürlich gänzlich ausgeschlossen.
2) Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß nicht auch Schauspieler häufig mit Masken in den Händen
dargestellt werden; vielmehr halte ich diese Bezeichnung bei den meisten der von Krüger Athen. Mitt. XXVI1901
S. 137 ff. zusammengestellten Reliefs für zutreffend. Schwieriger aber scheint mir die Entscheidung bei der von
Eugenie Strong veröffentlichten attischen Grabstele in Lyme Park (Journ. of hell. stud. XXIII 1903 pl. 13), auf
die ich unten bei der Frage nach der Herkunft der Masken noch einmal zurückkommen muß. Die Maske, die
dort der jugendliche Verstorbene betrachtend in der Hand hält, ist in einem zweiten identischen oder kaum
merklich variierten Exemplar in der linken oberen Ecke an der Wand hängend noch einmal angebracht. Daraus
könnte man einen ähnlichen Vorgang erschließen wollen, wie auf dem Menander-Relief. Der· oxevonöios hat dem
Dichter zwei Varianten derselben Maske zur Auswahl gesandt. Dann hätten wir hier das Grabmal eines in früher
Jugend verstorbenen Dichters der αρχαία vor uns, ein Gedanke, der zu schön ist, um wahr sein zu können. Es
ist aber auch möglich, daß der Bildhauer dieselbe Maske das eine Mal in Profil, das andere Mal in Frontansicht
darstellen wollte, um ihren drastischen Eindruck recht deutlich zu machen. Dann hätten wir es, wie auch die
feinsinnige Herausgeberin annimmt, mit der Grabstele eines Schauspielers zu tun, und das ist wohl das wahr-
scheinlichere.
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Dichter. Dieser kann vielmehr verlangen, daß der Ausdruck der Masken
dem Charakter der von ihm geschaffenen Figuren entspreche. So sehen
wir hier den Menander, wie er die ihm vom ΰκευοποιός zur Begutachtung
gesandten Masken, einen τεανίϋκος μελας (s. oben S. 4), einen ηγεμών
πρεββΰτης und ein λαμπάόιον (S. 44) einer sorgsamen Prüfung unterzieht1.
Natürlich handelt es sich dabei in letzter Linie um eine Dedikation
für einen dramatischen Sieg; aber diese Dedikation besteht nicht in den
Masken, sondern in dem Belief selbst2 * * S. *.
Umgekehrt zeigt uns die eine pompejanische Maskengruppe
neben der ουλή (S. 39 Fig. 67) einen bärtigen Mann, der alle Merkmale
des ηγεμών πρεββΰτης aufweist, aber beide Augenbrauen in die Höhe Fig· θ'7·
zieht (Fig. 97). Hier läßt sich nun freilich nicht entscheiden, ob der pompejanische Wandmaler
damit den zornmütigen Charakter dieser Bolle, wie er dem Gatten einer ουλή besonders ansteht,
fast alle dabei gemachten Voraussetzungen unmöglich. Lyssa war im Pentheus nicht die Führerin der Mänaden,
selbst wenn dergleichen denkbar wäre, sondern Dionysos selbst: Aischyl. Eum. 25 Βάκχαις ίοτρατήγησεν ϋι·ίκ und
mit Anspielung darauf Euripides Bacch. 52 u-αινάαι στρατηλατών", vgl. G. Haupt Comm. archaeolog. in Aeschylum p. 116
(Diss. phil. Hal. XIII). Und wie eine Aeschyleische Lyssa aussah, lehrt uns die Aktaionvase Mon. d. Inst. XI tav. 42.
Übrigens scheint die Aischyleische Trilogie aus den Dramen Toxotides, Semele und Pentheus bestanden zu haben.
J) So im wesentlichen schon Studniczka Philol. Wochenschrift 1895 S. 1627, der auch richtig erkannt
hat, daß hinter dem Maskentisch auf hohem Pult das aufgerollte Manuskript der Komödie aufgestellt ist, mit
dessen Text der Dichter die Masken vergleicht. Dagegen kann ich ihm nicht zustimmen, wenn er in der rechts
stehenden Frau die Glykera erkennen will. Für eine vornehme Hetäre erscheint mir die Gewandung zu
akademisch und die Haltung zu pathetisch; auch vermag ich von Portr'ätszügen nichts zu erkennen. Ebenso-
wenig kann ich sie aber für eine „Muse“ halten, eine Bezeichnung, mit der in der archäologischen Exegese
überhaupt viel Mißbrauch getrieben wird. Man wird sie Κωμωιδία oder, im Hinblick auf die schöne von Fricken-
haus veröffentlichte Pelike aus Emporion (Institut d’ Estudis Catalans 1908 Taf. 2), vielleicht noch besser Παιδιά
zu benennen haben. Die rechte Hand machte wohl nur einen ermunternden Gestus, schwerlich hielt sie Kranz
oder· Tänie; vgl. E. Petersen Röm. Mitt. XIX 1904 S. 40 A. 1. Eine Maske ist natürlich gänzlich ausgeschlossen.
2) Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß nicht auch Schauspieler häufig mit Masken in den Händen
dargestellt werden; vielmehr halte ich diese Bezeichnung bei den meisten der von Krüger Athen. Mitt. XXVI1901
S. 137 ff. zusammengestellten Reliefs für zutreffend. Schwieriger aber scheint mir die Entscheidung bei der von
Eugenie Strong veröffentlichten attischen Grabstele in Lyme Park (Journ. of hell. stud. XXIII 1903 pl. 13), auf
die ich unten bei der Frage nach der Herkunft der Masken noch einmal zurückkommen muß. Die Maske, die
dort der jugendliche Verstorbene betrachtend in der Hand hält, ist in einem zweiten identischen oder kaum
merklich variierten Exemplar in der linken oberen Ecke an der Wand hängend noch einmal angebracht. Daraus
könnte man einen ähnlichen Vorgang erschließen wollen, wie auf dem Menander-Relief. Der· oxevonöios hat dem
Dichter zwei Varianten derselben Maske zur Auswahl gesandt. Dann hätten wir hier das Grabmal eines in früher
Jugend verstorbenen Dichters der αρχαία vor uns, ein Gedanke, der zu schön ist, um wahr sein zu können. Es
ist aber auch möglich, daß der Bildhauer dieselbe Maske das eine Mal in Profil, das andere Mal in Frontansicht
darstellen wollte, um ihren drastischen Eindruck recht deutlich zu machen. Dann hätten wir es, wie auch die
feinsinnige Herausgeberin annimmt, mit der Grabstele eines Schauspielers zu tun, und das ist wohl das wahr-
scheinlichere.