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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0209
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Isabella d'Este und ihre Verhandlungen mit Perugino (1497 bis 1505). 189
Kreuzgang vor der Kirche. Alten Nachrichten zufolge soll Perugino in
einer dritten Kapelle die Geburt Christi gemalt haben, vielleicht für ein
Mitglied der Familie Ercolani aus Panisale, deren Wappen sich früher
an der Wand dieser Kapelle befand. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts
waren die Fresken schon in sehr schlechtem Erhaltungszustände, doch
soll damals das seither verschollene Martyrium der Franziskanermönche
noch vorhanden gewesen sein. In einer vierten sich an die letztgenannte
anschließenden Kapelle befand sich ein Bild des Fra Michele Lombardo,
der als Begründer des Monte di Pieta in der Linken einen vom Kreuze
überragten Berg hielt. Die Reste dieses Freskos und der Anbetung der
Könige wurden vor 50 Jahren abgelöst und von einem gewissen Antonio
Calderoni entfernt. Seitdem sind sie verschollen. Das Fresko der
Geburt Christi und die Stigmatisation des heiligen Franz über der Tür
der Kirche kamen am 29. August 1865 in die städtische Pinakothek. An
beiden Fresken scheint Peruginos Schüler Spagna beteiligt zu sein. Ihrem
Stil nach stammen sie aus der Zeit des Hochaltars für San Francesco al
Monte und dürfen etwa 1502 datiert werden. Die Geburt Christi mit
der Anbetung der Hirten entspricht in der Komposition der gleichen
Darstellung im Cambio, und in einem Fresko, das er vielleicht nur
wenige Jahre später für S. Francesco in Montefalco gemalt hat (jetzt in
der Pinakothek daselbst), benutzt er dieselbe Zeichnung mit geringen
Veränderungen zum drittenmal.
Die Jahre um 1500 gewinnen im Leben Peruginos, wie gezeigt
werden soll, besonders dadurch eine große Bedeutung, daß der junge
Raffael kurz vor 1500 als Gehilfe in seine Werkstätte eintrat und an
einer Anzahl der in Perugia geschaffenen Werke des Meisters beteiligt
ist, andererseits aber auch in fruchtbringender Weise durch Perugino
gefördert wird.

Isabella d'Este und ihre Verhandlungen mit Perugino (1497—1505).
Isabella d'Este, die Tochter Ercoles I., Herzogs von Ferrara und
der Eleonora d'Aragona von Neapel, heiratete zu Anfang des Jahres 1490
den Markgrafen von Mantua, Federigo Gonzaga, und hielt am 15. Februar 1490
als neuvermählte Markgrähn feierlich Einzug in Mantua. Sie war eine
der feinsinnigsten Frauen, welche die italienische Renaissance hervor-
gebracht hat, und erwies sich bald als tatkräftige Beschützerin der
Künstler, Dichter und Gelehrten, die sie an ihrem Musenhofe um

altre sue pitture, che rappresentano alcuni frati di San Francesco occisi per comando
dei soidano di Babilonia.* Orsini, «Vita di Pietro Perugino^, 1804. Seite 104.
 
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