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Bombe, Walter
Geschichte der Peruginer Malerei bis zu Perugino und Pinturicchio: auf Grund des Nachlasses Adamo Rossis und eigener archivalischer Forschungen — Italienische Forschungen, Band 5: Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.34609#0236
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216

Perugino.

Inschrift lautet: PETRUS DE CASTRO PLEBIS PERUSINUS TEM-
PORE DyOAHAVy SILVESTRI STEPHANI VOLATERANI A DEXTRIS
ET A SINISTRIS DIVJ^Ey CHRISTIPHERAE SANCTOS SANC-
TASQUyE/ PINXIT A. D. M. D. XXI.
Die Fresken befinden sich heute in so traurigem Zustande, daß es
schwer fällt, ein Urteil über ihren künstlerischen Wert abzugeben. Mehr-
fach, und nicht gut, restauriert (um 1840 durch Giuseppe Carattoli und
1875 durch Nicola Consoni), bekunden sie die erlahmende Kraft des
schon siebzigjährigen Meisters.
Einen höheren Rang nehmen zwei Wandbilder aus der nämlichen
Zeit in S. Maria Maggiore zu Spello ein. Das eine, rechts, stellt den
toten Christus auf dem Schoß der Mutter dar, beklagt von Maria Magda-
lena und dem Lieblingsjünger. Es ist mit dem Datum und der vollen
Namensinschrift des. Meisters versehen: PETRUS DE CHASTRO
PLEB/VSy. PINSIT. AD M.D.XXI und trägt auf den Stufen des Thrones
auch den Namen des uns sonst unbekannten Stifters: MICH ALA JNJGELUS.
ANDINE. Das Gegenstück auf dem linken Hauptpfeiler der Kirche zeigt
die Madonna mit dem Kinde zwischen den Heiligen Katharina von
Alexandrien und Blasius. Auf dem Thron liest man die Inschrift: EX.
SPEyNSyiS.JOANNE.BERNARDELLI A.D.MDXXI.DIEXXV.APRILIS.
Trotz deutlich merkbarer Abnahme des DarsteMungsvermögens offenbart
das Fresko eine noch immer sichere Hand.
Noch ein viertes Fresko hat der unermüdlich tätige Meister in dem-
selben Jahre geschaffen: Die große Anbetung der Könige in S. Maria
delle Lagrime zu Trevi. Die Komposition ist zum Teil der des Freskos
von 1504 in Cittä della Pieve verwandt; doch wird die Zahl der Zu-
schauer beschränkt und die Form der einrahmenden Bergkulissen, wie
die Landschaft überhaupt vereinfacht. Das Bild ist auf der Thronstufe
ßrmiert: PETRUS. DE CASTRO PLEBIS. PINXIT. Darunter liest man
das Distichon:
TU SOLA IN TERRIS GENITRIX ET VIRGO FUISTI.
REGINA IN CELIS TU QUOQUE SOLA MANES.
Im nächsten Jahre ist Pietro in dem kleinen Ort Fontignano südlich
von Perugia nachzuweisen. In der dortigen Pfarrkirche hat er ver-
schiedene Fresken ausgeführt: Eine große Anbetung der Hirten mit acht
flüchtig ausgeführten lebensgroßen Figuren, im Chorbogen. Im Jahre 1843
wurde das Fresko von der Wand abgelöst und nach Perugia gebracht,
und im Jahre 1862 erwarb es die National Gallery in London.' Von

* Durch Mr. Spence in Fiorenz. — Zwei Figuren rechts und iinks unterhalb des
Bogens, den heiligen Rochus und den heiligen Sebastian darstellend, werden noch von
 
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