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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Raumgefühle
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0061

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INN EN-DEKORATION

51

sierCahuglbÜdeten Skala Von Raumerlebnissen. Scheint
wendigkeite? !6Chnischen Möglichkeiten und Not-
?p,n s*elten streng geführt, scheint sie überall ein-
eine f harte Zwecke - stets zeigen ihre Werke
in an fRen Überschuß an Raumlust, die sich mitten
den iT gtheit durchsetzt. Ist es nicht, als habe

Übe a^enden von Jeher fast mehr an diesem freien
gischSK ng gelegen als an der Erfüllung der lo-
heut hmmbaren Zwecke? Und gehen wir nicht
lebn-6 n°Ch allesamt den uns zusagenden Raumer-
GPCr1KSenunaCh' S° oft uns bei im übrigen gleichen
niss tu lt6n 6ine Wahl gelassen ist? Raumerleb-
ästh t u " offensichtlich ein größeres als ein bloß

als !ei KSGeWiCht S'e kommen nicht nur - eben
ente* se<< ~ jener allgemeinen Erlebnislust

der AK11' Wekhe uns auf so vielen Gebieten nach
UnaK hSdUng' nach dem Ungewöhnlichen und
^ nabgenutzten greifen läßt. Sie antworten vor allem,
in de6 rT kunstvollen und reichen Abwandlung,
facheV Architektur sie darbietet, auf frühe, ein-
oft al X1Stenzwünsche, die wir im bewußten Denken
tileen8 Pr,lmitlv beiseite schieben, ohne sie damit
zuzeit ZU °nnen- Wer sitzt nicht gern, mindestens
und gelegentlich, unter der Hut behag-

licher Wölbungen, die ihm etwas Romantisches von
burghafter Sicherung oder von altvaterischer Wohn-
weise erzählen ? Wen freuen nicht Raumgliederungen
durch Säulen, Pfeiler und Brüstungen, durch Ver-
schiedenheiten des Niveaus mit den zugehörigen
Treppenstufen? Wer fühlt sich nicht angesprochen
durch die kabinenhafte Traulichkeit kleiner, ver-
täfelter Wohngemächer, und wer hat nicht schon
das Aufatmen erfahren, mit dem wir nach dem Auf-
enthalt in Raumenge einen hellen, hohen Wohn-
raum begrüßen, den Mittagslicht durch weite Bogen-
fenster überglänzt? Derartige Erlebnisse sollte man
abhorchen auf Regeln der Raumgestaltung.

Wenn wir die Wirkung von Räumen oft mit dem
Worte »Stimmung« bezeichnen, so sollten wir ein-
gedenk sein, daß damit nicht das flüchtige Flatter-
ding Stimmung gemeint sein kann, das durch unsre
Alltagsgespräche geht, sondern jener tiefer reichende
Sachverhalt, der in dem Worte »Lebensstimmung«
anklingt. Raumstimmung, die durch echte und stich-
haltige Mittel erreicht wurde, stellt sich als treue
Wohltat immer wieder ein und wird, wenn sie unsrer
Wohnung eingefügt ist, ein konstitutioneller Faktor
unserer Ausrüstung zum Bestehen des Daseins. - r.
 
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