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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Die Dampfmaschinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0064

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54

INNEN-DEKORATION

DIE DAMPFMASCHINEN sind nun nicht mehr
zu dämpfen«, sagte Goethe in seinen Alters-
jahren. Das Wort wirkt wie Selbstgespräch, wie ins
eigne Ohr gesagt in sinnendem Verweilen vor dem
Beginn einer Entwicklung deren Gefahr dem Alten
zugleich mit ihrer Unabwendbarkeit vor dem inneren
Auge gestanden haben mag. Was Goethe hier unter
den Dampfmaschinen anschaute, nennen wir heute
Technik, und jene Gefahr haben wir mittlerweile be-
stimmen gelernt als die Gefahr eines lebenschädigen-
den Naturverlustes; genauer: als die Gefahr, daß
unsre Welt immer mehr von Umsetzungen und Ab-
leitungen der Naturvorgänge durchwirkt wird, statt
daß diese »persönlich« zugegen sind als wärmende und
leuchtende Flamme, als unmittelbare Betätigung von
Arm und Hand. Jene Umsetzungen haben ihre Quelle
im menschlichen Verstände, und die Unaufhaltsam-
keit der technischen Entwicklung ist ohne weiteres
damit gegeben, daß der Mensch sich seines Verstandes
nicht entschlagen kann. Geheimnisvoll greift es in-
einander: dieser Verstand erblickt Aufgaben, die nur
unter hochentwickelter Nutzung der kyklopischen
Naturkräfte zu lösen sind; dann erdenkt er auch die
Mittel, um diese Nutzung ins Werk zu setzen. Die

Sage zeigt, daß die Menschheit nicht stolz ist auf die
Muskelriesen, die es vordem unter ihr gab, sondern
viel eher auf die großen Naturbändiger nach Art des
Herkules, der die Ökonomiegebäude eines schlam-
pigen Königshofes durch eine kühn erdachte
Schwemmkanalisation reinigte und somit der erste
Tiefbauingenieur wurde. — Gleichwohl gehen die
utopischen Schreckbilder irre, die dem Menschen
eine übertechnisierte und schließlich völlig natur-
fremde Lebensverfassung in Aussicht stellen. Diese
Utopien rechnen nicht mit den wunderbaren Aus-
gleichsvorgängen, die bereitstehen, um dem Men-
schen zwischen Natur und Kunst einen festen und
menschengemäßen Ort zu sichern. Sehen wir nicht
heute schon einen solchen Ausgleichsvorgang am
Werk? Die Beziehung zur Landschaft, die realisierte
Freude an Sonne, Luft und Wind, das mutige Leben
aus den naturhaften Daseinsgründen, die Tüchtigkeit
des Körpers, das kräftige Vertrauen zum Diesseits,
zu den irdischen Wurzeln des Einzelcharakters wie
des Volkstums, und dies alles aufsteigend zu einer
wahren Ehrfurcht vor dem Bereich der vitalen Werte
— das ist in einer geheimnisvollen Gleichzeitigkeit
mit dem Höchststande der Technik heraufgekommen.

»KOCHE« KLIMA-AN LAGE ZUR BE- UND ENTLÜFTUNG DES VOLL-ELEKTRISCHEN KOCHBETRIEBS
 
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