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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Schmid-Jesser, Hilda: Wandmalerei im Musikstudio des Funkhauses Wien
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Michel, Wilhelm: Die Stuckarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0132

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122

INNEN-DEKORATI ON

Schmalfeld), bläulich-grüne Erde, Gruppe der drei
entfernteren Bäume: fahles, nahezu sandfarbenes
Grün, Baum rechts von der Mädchengruppe und
Baum im Schmalfeld rechts: kühles, helleuchtendes
Grün, helles Pferd in rosa Ocker, dunkles Pferd in
stumpfem Rotbraun, Reiter: Ocker rötlich, Mädchen-
gruppe: gebrochenes Violett, Himmel: smaragdgrün.

S. 119. Das nahezu durch alle Felder durchgehende
scharfe Grün der Wiese gestellt zu dem sanften bläu-
lich-grünen Erdeton der ähnlich geformten Bäume
rechts und links der Pferde, Baum im Schmalfeld:
Ocker grau gebrochen, um die Ecke greifender
Baum: Englischrosa-Grau-Ocker, Himmel: smaragd-
grün mit hellblau-grauem Wolkenschleier, Pferde:
stumpfes Indischrot und gebrannter Ocker hell.

S. 120. Akkord der differenziertesten Grün, über
hellblau-grüne Töne bis zum grünlichen Ocker,
Baumstämme von kaltem Grau über Violett bis zu
kühlem Rot, Wiesenflächen: scharfes Grün, in Ab-
wandlung mit ockergrau-zartvioletten Tönen.



Die Pflanzenrhythmen in Stuck (Abb. S. 121) bil-
den das Mittelstück der Decke eines ungefähr 12 bis
14 m im Geviert großen, aber niedrigen Raumes des
Cercle prive in Baden. Die Situation ist wie folgt: Eine
Fensterwand ganz aus Glas reicht bis an die Decke,
die Wände sind mit rotem, punktartig zierlich gemu-
sterten Seidenstoff bespannt, am Boden blauer Ve-
lours. Die üblichen Spieltische mit bequemen Polster-
stühlen, sind die Einrichtung. Vier Kristallüster, zart
verästelt, hängen knapp an der Decke. Die Atmo-
sphäre ist sehr kultiviert und luxuriös. Die Decke ist

ungegliedert und hat am Rande gezogene Stuckprofile.
Das pflanzliche Mittelstück habe ich an Ort und Stelle
frei in Stuck aufgetragen; es bringt mit seinen schräg
gestellten Flächen und Blättchen etwas von dem star-
ken Lichteinfall der hohen Fensterwand in die Mitte
der Decke und fungiert als bereicherndes, heiter be-
schwingtes Element in diesem Räume. - Ähnliche
Gegebenheiten und Erwägungen sind der Anlaß ge-
wesen für die Stuckarbeit mit dem Donaulandschafts-
motiv (Abb. oben), die einen Teil der Stuckdecke in
einem Wiener Ringstraßenkaffee bildet. - h. sch._j.



DIE STUCKARBEIT hat ihre großen Zeiten ge-
habt im alten Rom, dann wieder im Italien der
Hochrenaissance und endlich im Rokoko, das mit
seinem kaum zu ersättigenden Schmucktrieb zur
künstlerischen Stukkatur ein einzigartiges Verhältnis
besaß. Das 19. Jahrhundert hat den reizvollen Kunst-
zweig verfallen lassen, und was inmitten der Erneu-
erung so vieler kunsthandwerklicher Gebiete wunder-
nehmen muß, ist der fast gänzliche Mangel an ernst-
haften Versuchen zur Wiederbelebung dieser heiteren
weißen Kunst, die eine Fröhlichkeit im Herzen hat
und dem Innenraum auf diskrete Weise ein material-
gemäßes musikalisches Element einfügen kann. In
freier künstlerischer Handhabung, empfindungsvoll
zur Architektur gestimmt, vermag sie das Feld der
Zimmerdecke oder die Vorderfläche der Kaminhaube
oder sonst einen Wandteil so zu beleben, daß bei unge-
störtem tektonischem Gefüge schweigend eine stille
Schönheit aus der Leere sich erhebt. - Wilhelm michel
 
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