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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Schmid-Jesser, Hilda: Wandmalerei im Musikstudio des Funkhauses Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0130

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die außerdem in fächerartig zueinander gestellte Flä-
chen aufgeteilt wurde, ist etwas breiter als die gegen-
überliegende Wand. Die Decke ist aus (braunem, har-
tem und elfenbeinfarbenem porösem) Holzfasermate-
rial. Auffallend sind die hellen Prismen, die unregel-
mäßig gestaffelt in den Saal herunterragen.

Die grob verputzten Wände sind durch paarweise
gleichbreite Lisenen in 24 serienweise gleichgroße Fel-
der geteilt. Der Saal ist von der Umwelt vollständig ab-
geschlossen; Fensteröffnungen sind nicht vorhanden.
Ein einziges Fenster, welches die Holzverkleidung der
vorderen Schmalwand durchbricht, geht in den Tech-
nikerraum (Abb. S. 117) und stellt die visuelle Ver-
bindung zwischen dem Dirigenten und dem Techniker
bei den Proben oder Sendungen her.

Das Musikstudio ist die Arbeitsstätte eines 16 Mann
starken Orchesters und bietet außerdem die Möglich-
keit, 25-30 Zuhörern Platz zu geben.

Die in warm-dunkelbraunem Nußbaumholz gehal-
tenen Lisenen bestimmen klar und eindeutig die
Rhythmik in diesem Räume. Sie stoßen stark wie Po-

saunenklänge gegen die Decke. Das Problem dieser
sehr interessanten Aufgabe war, die vielen, teilweise
sehr schmalen Felder von einer immerhin beträcht-
lichen Höhe in einer großzügigen Lösung zusammen-
zufassen. Die herbe Strenge der Lisenen war bestim-
mend für die Komposition. Als Thema wählte ich mit
Absicht eine einfache Aulandschaft. Der Saal ist ein
Arbeitsraum, und die dekorative Lösung der Wände
darf thematisch den darin Verweilenden nicht in An-
spruch nehmen, sondern sie hat die Aufgabe, Atmo-
sphäre zu schaffen, den Raum angenehm zu gestalten.

Kompositionen gesehen, habe ich durch eine be-
wegte Anordnung von einzelnen Bäumen und Baum-
gruppen die Starrheit der Wandausschnitte gemildert.
Die Dynamik der Holzlisenen wird begleitet von auf-
steigenden Rhythmen, Bäume und Farben in Akkor-
den zusammenfassend oder als Einzelmotiv in ähn-
licher Klangfarbe wieder auftauchend. Die Land-
schaft ist durchgehend über alle Felder gezogen, ohne
Rücksicht auf die teilende Holzverkleidung, und da-
durch wurde, unterstützt durch die Farbengebung, die
 
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