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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Michel, Wilhelm: Zweckform und Kunstform
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0178

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168

INNEN-DEKORATION

sen von oben bis unten durchwirken. Jeder einzelne
ist als tätiger Faktor zum Tragen des Volkslebens be-
rufen, ja, es erhebt sich sogar die große Forderung,
daß jeder einzelne in seiner persönlichen Existenz das
Volksganze repräsentieren muß. Die Wohnungsge-
staltung unsrer Zeit ist in ihrem letzten Grund nur zu
verstehen, wenn man sie aus dem Streben nach Er-
füllung dieser Forderung begreift. Bedeutsam neu
mutet von da aus das vielzitierte Goethewort an, daß
üppige Wohnräume und kostbare Gerätschaften nur
für Menschen seien, die nichts zu tun haben. Hat ihm
bei diesem Ausspruch nicht vorgeschwebt, daß das
eigentliche Maß einer Kulturleistung nur da erfüllt

sei, wo sie dem wirklichen Menschen entsprichtund
zugute kommt? Denn der wirkliche Mensch, das ist
eben der Mensch, der »etwas zu tun hat«, während der
Müßiggänger weder nach Goethes Meinung noch gar
nach der Meinung unsrer Zeit Wirklichkeit besitzt
oder positives Glied der Volksgemeinschaft ist. Wir
müssen dieses neue Maß der Kultur ohne doktrinäre
Übersteigerung, aber mit gewissenhafter Achtsamkeit
wahrnehmen. Keiner Periode war es mit dem Ernste
vorgerückt wie der gegenwärtigen, und in der Arbeit
an seiner praktischen Durchführung gipfelt ein
menschliches Streben, das älter und ehrwürdiger ist,
als die meisten denken. - Wilhelm michel

Aufnahmen:
Krajcwsky

arch. fritz gl antz-berlin »küche« blick zur anrichte und zum küchenbalkon
 
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