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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Kunst und Volk
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0185

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INNEN-DEKORATION

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»SCHLAFZIMMER« DUNKLES MAHAGONI, SCHRANK UND BETT: KREMFARBENER STOFF. - ENTW. GUOL1ELMO ULRICH

liens, ein bedeutender Fachmann beschäftigt, der
Mailänder Architekt G i o P o nt i. Seine Ausführungen
sind um so beachtenswerter, als sie klar vom faschi-
stischen Standpunkte geschrieben sind, also vom
Standpunkte eines straffen Nationalismus, der das
Volkstum als einen Lebenswert und Führungsfaktor
erster Ordnung erkannt hat. Ausgehend vom Befehl
des Duce »Ins Volk hineingehen!« erhebt Gio Ponti
die ernste Forderung, daß sich in der Interpretation
dieses Befehls nun nicht wieder jene »liberalistische
Humanitätsduselei« breit machen dürfe, die zu Be-
ginn des Jahrhunderts einer Kunst fürs Volk das
Wort redete und darüber den »geschmackvolleren«
Aufputz der Mietkasernen oder höchstens die anstän-
dige Konstruktion von Tischen, Stühlen und Schrän-
ken verstand. Einen Traum von alten Herren und
Damen nennt Gio Ponti diese wohlmeinenden Be-
strebungen und verweist demgegenüber auf die freie,
schöpferische Gesetzlichkeit, mit der sich in einer ge-
sunden Kultur die Kunst zum Leben stellt:

„Die großen Monumente, die Meisterwerke, die
durch die Jahrhunderte hin die Geschichte der Völker
geleiten und formen, die den Städten ihren Stolz und

dem Volk die höchste geistige Erziehung geben, sind
nicht aus solchen dürren Absichten geboren. Sie wur-
den durchaus nicht geschaffen für die sofortige po-
puläre Verständlichkeit, noch für populäre Zwecke.
Sie waren Kunst; und Kunst entsteht, sie kann
nicht gemacht werden . . . Wenn dies zutrifft, wie ist
dann in Wirklichkeit die Beziehung zwischen Kunst
und Volk beschaffen? Wie ist die Kunst beschaffen,
welche die Bezeichnung einer volkstümlichen Kunst
im höheren Sinne verdient? — Es ist diejenige Kunst,
die einen so hohen Rang anstrebt und erreicht, daß sie
nicht mehr das Erzeugnis von Einzelpersonen ist,
sondern die Schöpferkräfte der Nation mit sich führt.
Es ist jene Kunst, die in den öffentlichen Werken die
höchsten Volksüberlieferungen mutig fortsetzt. Die
Kunst ist »des Volkes« nur dann, wenn sie darum
ringt, den Dingen, die wirklich allen gehören, Reich-
tum, Schönheit, Ausdruck, Majestät, Reinheit,
Glanz und Stolz zu verleihen. »Den Dingen, die wahr-
haft allen gehören«, das heißt: den Architekturen der
Straßen, Plätze und Brücken; den mächtigen Räu-
men der Aulen, der Galerien, der Freitreppen, auch
den Räumen für Arbeit, Studium und Erholung, für
 
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