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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Gretsch, Hermann: Deutschland auf der VII. Triennale in Mailand
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Die Form und das Sittliche
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0204

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INNEN-DEKORATION

Eine weitere Wohnform ist die übliche städtische
3-6-Zimmer-Wohnung. Hier gilt es, die zum Teil ver-
lorengegangene, volksverbundene, natürliche Lebens-
haltung und die dadurch bedingte Formenwelt zu-
rückzugewinnen. Was erreicht werden soll, ist die
Sicherheit und die fraglose Unbedingtheit, die wir bei
allem finden, was die Natur schafft.

Ob Bauer, Siedler oder Städter - ihre Möbel und
Geräte sind nur dann gut, wenn sie sich unmerklich
in die Umgebung einfügen und so selbstverständlich
und bescheiden sind wie arbeitende Hände. Ihre wich-
tigsten Merkmale werden Einfachheit und Ehrlichkeit
sein, wobei die Werkstoffe, Werkzeuge und Arbeits-
verfahren unserer Zeit Helfer von unersetzlichem
Wert sind.

Unter den sozialen Fragen, die Europa beschäfti-
gen, spielt das Wohnen, mit dem sich die VII. Trien-
nale befaßt, eine wichtige Rolle. Auf Grund seiner
jahrhundertealten Tradition und des mit der natio-
nalen Erhebung erwachten Lebenswillens wird das
deutsche Volk, das im Kampf um seine Lebensrechte
in den letzten Jahren seine ewigen inneren Werte er-
schlossen hat, auch auf diesem Gebiete dem Fort-

schritt dienen. Wenn Deutschland sich trotz des Krie-
ges an der VII. Triennale beteiligt, so möchte es der
Welt erneut beweisen, daß es gewillt und in der Lage
ist, die wirtschaftlichen und kulturellen Probleme
unserer Zeit richtunggebend zu beeinflussen. - h.g.

DIE FORM UND DAS SITTLICHE. Unlösbar ist
mit den Formen unsrer Raum- und Lebens-
gestaltung ein sittlicher Wert verbunden. Denn diese
Formen drücken entweder mehr die Freiheit des Wol-
lens und Denkens, die Herrschaft des Menschen über
sein Trieb- und Sinnenleben aus, oder sie stellen mehr
die Unterworfenheit des Menschen unter dieses Sin-
nenleben dar. In der Geschichte der europäischen Le-
bensgestaltung sieht man das Ringen des Menschen-
geistes um seine Freiheit sich widerspiegeln; und es
ist bemerkenswert, daß die älteren Zeiten den bei wei-
tem entfalteteren Luxus zeigen und daß von diesem
aus der Geist und der Wille des Menschen sich zur
Formenklarheit durchringen. Die Einfachheit der kul-
turlosen Frühzeiten stellt an sich noch keinen sitt-
lichen Wert dar. Von diesem kann erst da gesprochen
werden, wo eine bewußte Entscheidung vollzogen ist.
 
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