Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

DOI Artikel:
Büroeinrichtung einst und jetzt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0246

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
236

BÜROEINRICHTUNG EINST UND JETZT

In alten Handelshäusern finden sich öfters noch,
pietätvoll aufbewahrt von der Ehrerbietung der
Nachkommen, die Schreibtische, die Stehpulte, die
harten Sessel, die abgesessenen Ledersofas, die zu
Großvaters Zeiten das Kontor des Betriebs möbliert
hatten. Wie wirkt dieses Mobiliar ärmlich und karg,
wie wenig bedacht auf Behagen, wie billig ausge-
führt ! Das große Hauptbuch ist auch noch vorhanden,
Seite um Seite gefüllt mit kalligraphischen Eintra-
gungen, welche uns eindeutig darüber belehren, daß
diese Kargheit nicht in Armut oder in einem ge-
ringen Umfang der Geschäfte begründet gewesen sein
kann. Es hat sich eher wohl so verhalten, daß damals
die Menschen, vom Prinzipal angefangen bis zum
Lehrling auf dem hohen Schraubstuhl, weniger an
sich gedacht haben. Alte Stiche und Bilder zeigen die
räumliche Enge, mit der auch die Kontore bedeuten-
der Firmen sich zu behelfen gewohnt waren; und
beim Anblick der steifbeinigen, engbrüstigen Steh-
pulte sieht man förmlich zum Greifen die von Tinten-
ärmeln geschützten Ellenbogen des alten Kontoristen,

wie sie seitlich über die Pultfläche hinausragten im
verkrampften Bemühen, trotzdem das Sauberste an
Schrift zu leisten. Das geheiligte Buch, auf dessen
erster Seite »Mit Gott« geschrieben stand, hatte ja
auf dem Pult Platz; der Mensch mochte zusehen, wie
seine Arme und Hände zurechtkamen. Und nicht
nur in Handelshäusern herrschte diese Kargheit in
der Ausstattung des Schreibtisches. Wohl jeder Be-
sucher des Goethehauses in Weimar ist angesichts
des schmalen Pultes am Fenster berührt worden von
dem Mangel an Bequemlichkeit, der dieser Dichter-
werkstatt anhaftet, und unwillkürlich mag sich man-
chem der Gedanke aufgedrängt haben, welche eiserne
unablässige Selbstdisziplin des Menschen Goethe dazu
gehörte, um unter so schlechten räumlichen Be-
dingungen auch nur die nötige Ordnung in Hand-
schriften und Entwürfen, in Sammlungen und Zusen-
dungen, in Büchern und Materialien aufrecht zu er-
halten. Selbstdisziplin - und viele zusätzliche Arbeit!

Damit ist der Punkt berührt, der mittlerweile die
große Veränderung in der Ausstattung der Kontor-

SCHRE1BT1SCH MIT PLATTEN FÜR MESSAPPARATE IM ARBEITSZIMMER DES TECHNISCHEN LEITERS EINER WEBEREI
 
Annotationen