DOI Artikel:
Die tägliche Entspannung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0313
INNEN-DEKO RAT ION
»SITZECKE IM SCHLAFRAUM« VORHANG: BEIGE, TEPPICH UND HOCKERBEZQGE: ROT-WE1SS, TISCHPLATTE: 1GRAF
DIE TÄGLICHE ENTSPANNUNG
Der Hausrat des Kulturmenschen ist nicht nur
Zweckgerät, sondern auch führender Rahmen
der kulturellen Form und Haltung, die dieser Mensch
von sich verlangt. Nicht bloß die eigentlichen Re-
präsentationsmöbel üben das Amt der Repräsen-
tation. Auch die einfachen Stücke des täglichen Ge-
brauchs, die Tische, Stühle, Schränke, Küchenmöbel,
drücken etwas aus, stellen etwas dar, was zur Würde
des sie benutzenden Menschen gehört. Die Höhe der
Tische, die Anordnung der Lehnen bei den Stühlen
weisen auf aufrechte Haltung beim Sitzen und Ar-
beiten. Sie weisen auf die Zucht und Gespanntheit,
welche die körperliche Erscheinung und das Auf-
treten des Kulturmenschen kennzeichnen. Der mit-
telalterliche Hausrat zeigte das noch deutlicher als
der neuere, wie ja auch zu alten Zeiten die »feine
Sitte«, das zuchtvolle Gebaren besorgter festge-
halten wurde, weil der Rückfall ins Ungezogene noch
eine näherliegende Gefahr bildete. Für heutige Men-
schen gilt eher das Gegenteil. Wir suchen infolge
der ständigen Über-Spannung, welche das weit durch-
organisierte Kulturleben uns auferlegt, gerne nach
Strecken der Entspannung. Wir sind von den dicht-
gescharten Zwecken unsres Daseins, von der engen
und häufigen Berührung mit Nebenmenschen so in
Zucht genommen, daß wir uns gerne, wo es möglich
ist, in eine gelockerte, naturnähere Haltung begeben.
Fröhliches Strandleben am See- und Flußufer, Liege-
plätze auf dem Rasen, bequeme Sessel vor dem Ka-
min, und sonstwo in der Wohnung ein netter Winkel
mit niedrigem Tisch und gepolsterten kleinen Sitz-
gondeln, die ein lässiges Kauern ermöglichen - das
gehört zu dem Apparat an Entspannung, durch den
wir die uns auferlegte straffe Disziplin kompensieren.
»SITZECKE IM SCHLAFRAUM« VORHANG: BEIGE, TEPPICH UND HOCKERBEZQGE: ROT-WE1SS, TISCHPLATTE: 1GRAF
DIE TÄGLICHE ENTSPANNUNG
Der Hausrat des Kulturmenschen ist nicht nur
Zweckgerät, sondern auch führender Rahmen
der kulturellen Form und Haltung, die dieser Mensch
von sich verlangt. Nicht bloß die eigentlichen Re-
präsentationsmöbel üben das Amt der Repräsen-
tation. Auch die einfachen Stücke des täglichen Ge-
brauchs, die Tische, Stühle, Schränke, Küchenmöbel,
drücken etwas aus, stellen etwas dar, was zur Würde
des sie benutzenden Menschen gehört. Die Höhe der
Tische, die Anordnung der Lehnen bei den Stühlen
weisen auf aufrechte Haltung beim Sitzen und Ar-
beiten. Sie weisen auf die Zucht und Gespanntheit,
welche die körperliche Erscheinung und das Auf-
treten des Kulturmenschen kennzeichnen. Der mit-
telalterliche Hausrat zeigte das noch deutlicher als
der neuere, wie ja auch zu alten Zeiten die »feine
Sitte«, das zuchtvolle Gebaren besorgter festge-
halten wurde, weil der Rückfall ins Ungezogene noch
eine näherliegende Gefahr bildete. Für heutige Men-
schen gilt eher das Gegenteil. Wir suchen infolge
der ständigen Über-Spannung, welche das weit durch-
organisierte Kulturleben uns auferlegt, gerne nach
Strecken der Entspannung. Wir sind von den dicht-
gescharten Zwecken unsres Daseins, von der engen
und häufigen Berührung mit Nebenmenschen so in
Zucht genommen, daß wir uns gerne, wo es möglich
ist, in eine gelockerte, naturnähere Haltung begeben.
Fröhliches Strandleben am See- und Flußufer, Liege-
plätze auf dem Rasen, bequeme Sessel vor dem Ka-
min, und sonstwo in der Wohnung ein netter Winkel
mit niedrigem Tisch und gepolsterten kleinen Sitz-
gondeln, die ein lässiges Kauern ermöglichen - das
gehört zu dem Apparat an Entspannung, durch den
wir die uns auferlegte straffe Disziplin kompensieren.