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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Michel, Wilhelm: Der Ofenröhre
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0328

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318

INNEN-DEKORATION

DER OFENRÖHRE, diesem wohltätigen Bestand-
teil des guten deutschen Kachelofens, würde ich
gerne ein Loblied singen, wenn ich genau wüßte, ob
das nicht ein bißchen verboten ist. In ihr nämlich hat
Mutter vor langen Zeiten die köstlichen Äpfel braten
und zischen lassen, die bei der Heimkehr von der Eis-
bahn so wunderbar schmeckten. In ihr wurde dem
Bruder, der später zu Tische kam, ein Teil des Essens
warmgehalten und abends der Tee; bei jeder Ofen-
röhre, die ich sehe, denke ich an das befriedigte Knur-
ren, mit dem er den dampfenden Topf herausholte. In
der Ofenröhre wurden die Teller gewärmt, in ihr
konnte oft sogar ein Wassertopf stehen und kochen,

wenn das Feuer frisch am Brennen war, um seinen
Inhalt für irgendeinen Küchen- oder sonstigen Zweck
bereitzuhalten. Ja, ich entsinne mich sogar, daß die
steinzeitliche Vorform des elektrischen Heizkissens,
der wärmende Backstein, hier für seinen Dienst prä-
pariert wurde. Wie gesagt, ich fühle mich von einem
schlechten Gewissen benagt, indem ich diese Wohl-
taten der Ofenröhre preise; denn heute hat man für
das alles spezielle, saubere Apparate, die die erwähnten
Dienste sehr viel großartiger leisten. Aber eben, daß die
Ofenröhre die verschiedenen Ämter in sich vereinigte,
machte ihre Gemütlichkeit aus, und dafür sind wir
älteren Semester ihr immer noch dankbar. - w.m.

haus tiedje
-stuttgart

Aufnahmen
Frans Fels

»kachelofen im wohnraum« alte mess1ngtqren aus familienbesitz
 
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