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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Vom Palais zum Verwaltungsgebäude
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0343

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INN EN-DEKORATION

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geartete Epoche gestellt. Der gewandelte Zeitgeist
setzt sich demonstrativ von der Vergangenheit ab.
Aus allen Ecken der Gemächer scheint das leichtbe-
schwingte Rokoko spöttisch zu kichern über diese un-
fürstliche Biederkeit der späteren Zeit. Die Möbel ha-
ben kein Heimatrecht in diesen Räumen erlangt. Sie
sind ganz einfach dort aufgeschlagen, und da sie iso-
liert betrachtet weder stilistisch befriedigen noch auf
der gleichen Ebene der prunkvollen Ausstattung wie
ihre Umgebung stehen, so haben sie sich gleichsam zu
Unrecht dort breitgemacht. Sehen wir immer wieder
an Beispielen fürstlicher Residenzen, wie schwer es
ist, den neuen Geist einer Epoche mit der überlieferten
Tradition in Einklang zu bringen, so verstehen wir
noch klarer die Schwierigkeit, die in der Aufgabe
liegt, für ein historisch wertvolles Gebäude eine Ein-
richtung zu schaffen, die bei gänzlich gewandelter
Zweckbestimmung dennoch das Neue harmonisch in
die Architektur der bestehenden Räume einfügt.

Bei der Umstellung der Repräsentationszimmer
einer »fürstlichen Residenz« auf die Empfangsräume
eines Wirtschaftsunternehmens war die erste Voraus-

setzung für ein gutes Gelingen die Aufrechterhaltung
des Niveaus, das heißt die Möbel mußten einen Grad
der Qualität und des Luxus erreichen, der sie selbst-
verständlich ihrer Umwelt eingliedert, sie in den Räu-
men wirklich zu Haus sein und nicht aus dem Rah-
men fallen läßt. Zum anderen mußten sie stilistisch
so gestaltet werden, daß sie bei aller Zweckmäßigkeit
für ihre sachliche Bestimmung Vergangenheit und
Gegenwart reibungslos verbinden, damit es nicht so
aussieht, als ob die Einrichtung das Gebäude erobert
und besetzt hätte, vielmehr der Eindruck eines Ver-
wachsenseins, eines Dorthingehörens hervorgerufen
wird. Wir glauben, daß es dem Architekten gelungen
ist, beiden Anforderungen gerecht zu werden.

Der Gedanke, die Räume mit alten schönen Möbeln
der Zeit einzurichten, verbot sich von selbst. Der mo-
derne Bürobetrieb würde das Auseinanderklaffen von
Inhalt und Form bis zur Komik gesteigert haben.
Breuhaus hielt sich bei der Gestaltung der Möbel frei
von jedem Historismus. Er schuf sie in einem zeit-
losen Stil, der ästhetisch sein Maß vollendet in sich
selber trägt und deshalb sich willig der Umwelt ein-

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