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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Krüger, Eduard: Zwei Räume des Hotels Marquardt in Stuttgart: eine Neugestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0349

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»HOTELHALLE« WÄNDE UND DECKE HELL, ZARTE GOLDPROFILE, MÖBELBEZÜGE: OLIV UND MATTGRÜN, VORHÄNGE: DUNKELGRÜN

ZWEI RÄUME DES HOTELS MARQUARDT IN STUTTGART

EINE NEUGESTALTUNG VON REGIERUNGSBAUMEISTER DR. EDUARD KRÜGER-STUTTGART

Das Großhotel Marquardt in Stuttgart, ausgezeich-
net durch einen alten Ruf, ist ein Bau aus der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Es wurde in
zwei Bauabschnitten errichtet, von denen der eine in
die Zeit vor 1870, der andre in die 1890er Jahre fällt.
Seit 1938 ist eine Umgestaltung im Gang, welche dem
Hause innen und außen ein neues Gepräge geben
wird. Von den erneuerten Teilen zeigt die hier fol-
gende Veröffentlichung zunächst zwei Räume, die
große Halle und die Bar.

Die alte Gestalt der Innenräume hatte sehr deut-
lich die Gesinnung der Bauzeiten erkennen lassen, in
denen sie entstanden waren. Die zweigeschossige
weite Halle lag unter einer dunklen, lastenden Holz-
decke. Die Wände waren von senkrechten und waag-
rechten Gliederungen üppig durchschossen und mit
Gipsplastiken »geschmückt«, welche einzelne Motive
aus Michelangelos Sixtina-Gemälden nachbildeten.
Die hohen Fenster waren durch steinerne Querbalken
unterbrochen und mit schweren Vorhängen bekleidet,
die nur spärliches Tageslicht einfallen ließen. Auch in

1940. XII. 1

der farbigen Behandlung war der Raum düster und
verworren. Nach dem bekannten Rezept »Von allem
etwas« häufte sich überall eine Unmasse oft sehr
kleinlicher Motive, durch die eine reiche Gesamtwir-
kung hervorgerufen werden sollte; aber das Ergebnis
war unförmiger Schwulst und zuchtloser Über-
schwang, Zeichen jenes ausgehenden 19. Jahrhun-
derts, das nur noch Einzeldinge, aber keine klare Ge-
samtschau mehr gekannt hatte. Obschon die Abmes-
sungen der Halle in Grundriß und Höhe ausgezeich-
net waren, hatte sie ein wirres, getrübtes Raumbild
dargeboten.

Wenn die Neugestaltung zu haltbaren Resultaten
gelangen wollte, mußte sie in allen Punkten gegen-
sätzliche Wege gehen. Sie legte zunächst durch Ent-
fernung der steinernen Kämpferbalken die hohen
Fenster frei und brachte sie als zügiges Vertikalmotiv
nachdrücklich zur Geltung (vgl. Abb. oben). Die
alten Gipsplastiken, die ihren Platz zwischen den
Fenstern gehabt hatten, wurden ummantelt und so-
mit aufbewahrt für den Fall, daß spätere Kunstfor-
 
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