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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 51.1940

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Eine Stube des Behagens
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https://doi.org/10.11588/diglit.10972#0359

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INNEN-DEKORATION

349

SCHREIBER-HAMBURGER WERKSTÄTTEN »TRINKSTUBE KONSUL B.« WANDMALEREI: STEPHULA —HAMBURG

EINE STUBE DES BEHAGENS

Da hat sich ein begüterter Mann in seinem Wohn-
haus einen Raum der entspannten Behaglichkeit
einrichten lassen, einen Raum mit derben Tischen und
Stühlen, mit Balkenwerk und Gerät in kernigen, alt-
väterischen Formen, mit Wandgemälden, die die
Phantasie in weite, freie Landschaft entführen, wäh-
rend der Raum mit geringer Deckenhöhe sich warm
und freundlich um den Menschen schließt. Man kennt
diesen Raumtyp seit langem, er steckt als sogenannte
Bierstube oder Trinkstube im Untergeschoß manches
stattlichen Einzelwohnhauses. Aber in Wirklichkeit
geht es bei ihm viel weniger um den schäumenden
Gerstensaft als um eine Verdichtung jener Gemüt-
lichkeit, die in den Wohn- und Gesellschaftsräumen
eines vielbeschäftigten Mannes nicht so greifbar und
unzeremoniös zugegen sein kann. Beim Tabakskolle-
gium jenes preußischen Königs handelte es sich ja
auch nicht bloß um das Schmauchen der langen Ton-
pfeifen, sondern vielmehr darum, daß Majestät sich
von Schranzen, Spiegelparkett und Diplomatengehü-
stel unter derben Kriegsmännern erholen wollte. So

redet auch die »Bierstube«, welche die Firma Schrei-
ber-Hamburger Werkstätten für Konsul B. in
Falkenstein bei Blankenese eingerichtet hat, zunächst
viel weniger vom gambrinischen Trank als von
schöner, alter Handwerkskunst. Auf Wandborden,
am Deckentragbalken, in offenen Gefachen der An-
richte und des Wandschrankes stehen Erzeugnisse
bodenständiger Keramik zur Schau, Krüge, Schalen,
auch Zinngerät verschiedenster Herkunft; und dazu
stimmen die warmherzig-gemütlichen Formen der
Einrichtungsgeräte, welche die Sprache der Volks-
kunst sprechen, belebt von Schnitzerei und Bemalung.
Flachschnittornamente schmücken da und dort die
Kanten und Zargen, farbige Linien betonen Füllungen
und sonstige Flächen. Vielfach ist auch, wie im Be-
reich niedersächsischer Wohnkunst natürlich, der
zierlich gedrechselte Stab verwendet. Im Ganzen wie
in allen Einzelheiten lebt das Streben, die Phantasie in
Schwung zu setzen, gemütvolle Geister des deutschen
Hauses zu beschwören und eine Umwelt zu schaffen,
die einer frohen, männlichen Geselligkeit entspricht.
 
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