Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Licht im Wohnraum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNF M-DEKORATION 11

LICHT IM WOHNRAUM

Der Hauptfaktor im modernen Wohnungsbau ist,
gemessen am Wohnen unsrer Vorfahren, das
Licht. Lichtfreude bestimmt die Planung der Häuser,
den Wohnungsgrundriß, die Gestaltung der Fenster.
Lichtfreude bestimmt auch die Maßnahmen, die der
Bewohner selbst trifft, also die Innenbekleidung der
Fenster, die Behandlung der Wände und der Möbel.

Diese Lichtfreude ist eine sehr junge Errungen-
schaft. Wer kennt nicht aus Zeiten, die kaum zwei
bis drei Generationen zurückliegen, Wohnungen, in
denen es Zimmer ohne unmittelbare Berührung mit
dem Außenlicht gab? Man sollte es kaum für möglich
halten, wie weit damals die Nachlässigkeit in der
Grundrißbehandlung gehen konnte, selbst bei Ge-
bäuden, die nicht der privaten Willkür allein ausge-
liefert waren. So gab es in dem Bahnhoftyp einer gan-
zen deutschen Provinz in der Wohnung des Verwal-
ters zwei Zimmer, die als einzige Lichtquelle ein Fen-
ster zum Treppenhaus hatten. Und wer erinnert sich
nicht aus der Lektüre an Schilderungen aus demi8.

1942. I. 2

und noch aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, die
von Wohnkammern voll ewigen Halbdunkels er-
zählten? Winzige Fensterchen, die in einen engen
Hofschacht mündeten oder in eines jener Gäßchen,
über deren Breite sich die Nachbarinnen die Hände
reichen konnten - wie oft kann man sie heute noch
in den alten Teilen unsrer Städte beobachten, ehr-
würdige Altertümer, nicht ohne romantischen Reiz,
solange nur die Phantasie in Frage kommt, aber
wenig verlockend für einen modernen Menschen, sich
in solche Kämmerchen selber hineinzudenken. Für
uns haben jene Tageslichtreflektoren, die man in
engen Altstadtgäßchen vor Erdgeschoßfenstern sich
lichthungrig ausstrecken sieht, etwas Rührendes.
Denn kaum etwas Überzeugenderes gibt es für uns
als das Recht jedes Wohnraums auf Licht. Es ist
wahr, daß in Städten, welche Festungen waren,
äußere Raumnot die vielen lichtlosen Wohnungen er-
zwungen hat. Auch mag es eine Rolle gespielt haben,
daß die Fabrikation des Fensterglases lange auf
 
Annotationen