INNEN-DE KORATI ON
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DER LESEPLATZ. Die Behaglichkeit eines
zweckmäßig angeordneten Leseplatzes hat im-
mer ihre Anziehungskraft. Ist ein solcher Leseplatz
doch das Bild einer frohen, inhaltsreichen Ruhe-
stunde, in der wir uns von Gedanken besuchen lassen
oder uns achtsam in ein Stück fremder Geisteswelt
versenken. Da ist der Sessel mehr als ein bloßes Sitz-
möbel, die Lampe mehr als eine Beleuchtungsvor-
richtung. Etwas Geistiges strömt in die Situation ein
und gibt ihr eine höhere Würde. Das meint Faust,
wenn er von der freundlichen Lampe in der traulichen
Studierzelle spricht: »Da wird's in unsrem Busen helle
/ Im Herzen, das sich selber kennt.« Das Tagesleben
zerstreut uns, es ruft unsren Geist ins Vielfältige hin-
aus. Aber der freundliche Leseplatz gibt Sammlung
und Heimkehr. Das Herz »kennt« sich wieder, weil es
wieder in seine Eigenwelt zurückgefunden hat. Um
die treue Lampe und um das Buch in ihrem Licht
baut sich, wie ein andrer Dichter gesagt hat, das
ganze innere Leben still und geräuschlos wieder auf.
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DER LESEPLATZ. Die Behaglichkeit eines
zweckmäßig angeordneten Leseplatzes hat im-
mer ihre Anziehungskraft. Ist ein solcher Leseplatz
doch das Bild einer frohen, inhaltsreichen Ruhe-
stunde, in der wir uns von Gedanken besuchen lassen
oder uns achtsam in ein Stück fremder Geisteswelt
versenken. Da ist der Sessel mehr als ein bloßes Sitz-
möbel, die Lampe mehr als eine Beleuchtungsvor-
richtung. Etwas Geistiges strömt in die Situation ein
und gibt ihr eine höhere Würde. Das meint Faust,
wenn er von der freundlichen Lampe in der traulichen
Studierzelle spricht: »Da wird's in unsrem Busen helle
/ Im Herzen, das sich selber kennt.« Das Tagesleben
zerstreut uns, es ruft unsren Geist ins Vielfältige hin-
aus. Aber der freundliche Leseplatz gibt Sammlung
und Heimkehr. Das Herz »kennt« sich wieder, weil es
wieder in seine Eigenwelt zurückgefunden hat. Um
die treue Lampe und um das Buch in ihrem Licht
baut sich, wie ein andrer Dichter gesagt hat, das
ganze innere Leben still und geräuschlos wieder auf.