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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Ein Geselligkeitsraum im Landhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0032

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ARCHITEKT PROFESSOR OSWIN HEMPEL-DRESDEN »GESELLIGKEITSRAUM EINES LANDHAUSES« TISCH: MOOREICHE

EIN GESELLIGKEITSRAUM IM LANDHAUS

Innenraum ist aufgebautes Menschenleben, und
dieses hat nicht nur seine verschiedenen
Zwecksetzungen, sondern auch seine verschiedenen
Abstufungen im Kulturbegriff. Die Kleidung, die
einer wählt, um eine Hochgebirgswanderung zu
unternehmen, entspricht demselben Kulturzusam-
menhang, dem der dunkle Gesellschaftsanzug für
eine Abendveranstaltung angehört; nur sind in den
beiden Fällen verschiedene Bereiche der Kultur
berührt. Es gibt Räume, die den Menschen gleich-
sam von der Seite seiner höchsten Züchtung, seiner
höchsten geistigen Berufung nehmen; dies gibt dem
Theater- und Konzertsaal, dem festlichen Weihe-
raum sein besonderes Gepräge. Es gibt andre Räume,
die den Menschen weniger auf gefaßte Haltung hin
anreden, als auf die heitere Entspannung hin, auf
das Allgemeinere im Volkstemperament. Hier werden,
ohne daß von gemindertem kulturellem Anspruch
die Rede wäre, andre Züge hervortreten, etwa das
Volkstümliche im behaglich-breiten Sinne, gelegent-
lich auch das Ländliche und Urväterliche. Einen
Fall dieser Art haben wir in dem anheimelnden Ge-

selligkeitsraum vor uns, den ein erzgebirgischer
Fabrikant in seinem Landhause zu Oberlungwitz
nach dem Entwurf von Professor Oswin Hempel-
Dresden hat anlegen lassen. Der Bauherr, als echter
Erzgebirgler ein herzhafter Naturfreund, in heimat-
lichem Brauch und Volkstum verwurzelt, wünschte
in seinem Landhause einen Raum, der in entgegen-
kommender Weise auf die Bedürfnisse einer schlich-
ten, ländlichen Geselligkeit einging. Dieser Wunsch
bildete den Ausgangspunkt der Planung. Im Rahmen
früherer Anschauungen wäre daraus vielleicht eine
jener Trinkstuben oder Bierstuben geworden, die
man in so mancher Fabrikantenvilla des Ruhr-
gebiets, der sächsischen oder westfälischen Indu-
striebezirke finden konnte. Es verband sich aber
mit dieser Planung alsbald der Gedanke, dem Raum
eine erweiterte Bedeutung zu geben. Er sollte im
Sommer als Eßzimmer der Familie dienen, wozu er
sich durch seine unmittelbare Verbindung mit dem
Hausgarten trefflich eignet. Er sollte den Rahmen
für trauliche Familienfeiern bilden können, für
fröhliche Laienspiele und musikalische Darbietungen,
 
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