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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Sichart, Emma von: Wandteppiche von Karl Gries
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0061

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INNEN-DEKO RATIO N 53

gestalt als die Trägerin der Idee. Was diese
Frauen so bezwingend erscheinen läßt, ist die
restlos gelöste Übersetzung eines geistigen Wer-
tes ins Bildmäßige. Es sind keine modischen zart-
gliedrigen Geschöpfe, sondern adlige Wesen einer
höheren Lebensordnung, Elemente des Daseins
im höchsten Sinn, Lebensspenderinnen, von
denen »die Tat« ausgeht. Männer und Frauen bei
ihrem Tagewerk füllen den Hintergrund der
heroischen Landschaften mit Leben. Den Vorder-
grund gliedert linear gesehenes Pflanzenwerk,
eine Fülle symbolischer Tiere. Karl Gries bannt
in diese Bilder nicht schlechthin alles, was sich
begibt, sondern er verkörpert das Element als
Aufruf zur befreienden Tat, wie in den kämpfen-
den Jünglingsgestalten auf den feurigen Rossen
(»Feuer«). Das Wasser ist ihm die Weltteile ver-
bindende Macht, die Handel und Wandel fördert,
die Schiffe beflügelt. Die Möwen und Falken in
der Luft sind ihm Symbole der Sehnsucht; von
dem Bogen des Schützen schnellt der Pfeil in die
lockende Ferne; ziehende Wolken tragen die
Gedanken der Menschen ins Unendliche. Die
Gestalt der Mutter mit dem Knaben auf dem

wandteppich »luft« entwurf: karl gries - nürnberg

geistiger Substanz. So pflegt er das Freskobild,
den Wandteppich. Im Haus der Deutschen
Kunst 1937 war von ihm ein großer Gobelin zu
sehen: die »Alexander-Schlacht«, bestellt für das
Offizierheim der Panzertruppen in Schweinfurt.
1941 konnte er mit drei neuen Gobelins hervor-
treten: »Tilly vor Würzburg« und den beiden
Teppichen aus der Serie »Die Elemente«, »Feuer«
und »Erde«. Bemerkenswert ist an diesen Arbei-
ten, abgesehen von der Komposition, der ge-
schlossene Farbenakkord: rostrote und bräun-
liche Töne spielen in Hunderten von Abstufungen
hinüber in ein warmes Braun bis zu lichten
Eierschalentönen. Sie sind zugleich technisch
Meisterleistungen der Weberinnen der Manufak-
tur, die eine jahrzehntelange Ausbildung befähigt,
sich der Handschrift des jeweiligen Künstlers an-
zupassen, ohne der Eigenwilligkeit nachzugeben.

Die hier wiedergegebene Serie von Gobelins,
»Die Elemente« genannt, entstand ebenfalls im
Auftrag des Münchner Kunstgewerbe-Vereins
(jetzt Privatbesitz). Die Anordnung der Kom-
position ist bei allen vier Teppichen die gleiche; Wandteppich »feuer« Entwurf: karl Gries-Nürnberg

ausführung : münchener gobelin-manufaktur gmbh.

im Mittelpunkt des Bildes steht eine Frauen-

(Aufnahmcn: F. Kaufmann)
 
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