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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Pechmann, Günther von: Im tiefen Keller...
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0189

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INNEN-DEK ORATI ON

181

IM TIEFEN KELLER . . .

Im Trompeterschlößchen zu Dresden, einem um 1635
in der Altstadt aufgeführten Gebäude, wurden die
Kellerräume durch den Architekten Professor Oswin
Hempel zu einer Gaststätte umgewandelt. Ein in
seiner Wirkung bedeutender Eingriff war die Beseiti-
gung des Putzes: die großartige handwerkliche Kunst
des Gewölbebaues aus Bruchsteinen ist in diesem
alten Tonnengewölbe sichtbar geworden. Von starken
Händen sind die mächtigen Trümmer ursprünglichen
Gesteins zu weitgeschweiften Bögen zusammengefügt
und die Bollwerke der Stirnwände aufgerichtet.

Das Gefühl unerschütterlicher Geborgenheit in sol-
chen tief in die Erde versenkten Gewölben hat seine
Anziehungskraft auf die Menschen ausgeübt schon zu
Zeiten, in denen noch niemand daran dachte, daß ein-
mal die Bewohner von Millionenstädten insgesamt
ihre Nachtstunden unter der Erde verbringen würden.

Wer in vergangenen Zeiten solche Räume zur Nacht-
zeit aufsuchte, der suchte gesteigerte Lebensfreude.
»Ein Herbstgeschenk für Freunde des Weins« nannte
Wilhelm Hauff seine Phantasien im Bremer Rats-
keller, das letzte Werk des mit 25 Jahren verstorbe-
nen Märchendichters. Er hat den geheimnisvollen
Zauber unterirdischer Gewölbe zu schildern versucht.
Als der Ratsdiener ihm ein kleines Kellergemach auf-
schließen will, lehnt er ab. »Mit trauten Gesellen liebe
ich solch heimliches Plätzchen; der enge Raum
drängt Mann an Mann, und die Töne, die hier nicht
verhallen können, klingen traulicher; aber allein und
einsam liebe ich freiere Räume, wo der Gedanke,
gleich den Atemzügen, sich freier ausdehnt. Ich
wählte einen alten gewölbten Saal, den größten in
diesen unterirdischen Räumen, zu meinem einsamen
Gelage.« Und als sein Wunsch erfüllt ist, die Türe ver-
 
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