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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Von oben herab
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0248

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240

INNEN-DEKOR AT ION

VON OBEN HERAB senkt sich der Blick
auf den Lageplan, von oben herab hat
das Auge des Architekten das Haus im Ge-
lände geschaut, und wenn er auch nicht die
Möglichkeit gehabt hat, sich durch ein ge-
sehenes oder fotografiertes Luftbild, durch
unmittelbaren Augenschein die Lage zu ver-
gegenwärtigen, er weiß doch, in der Perspek-
tive des Vogels das Ganze in klarer planer
Überschau zusammenzufassen. Jede solche
Perspektive hat ihren eigenen Reiz, und es ist
von vornherein schon ein, vielleicht unbe-

wüßtes, geistiges Vergnügen, einen Stand- gern an den nun skhtbar ggwor_

punkt zu finden, der dem Ganzen über- denen Wandflächen hinab _ er

geordnet, zur linear-abstrakten Darstellung gght bedachtig den Höhenlinien

entlang, die den großen Platz
vor dem Haus, die rings ab-
\ \ \ sinkenden Hänge so sicher bezeichnen, er tastet

\n \ \ yGg nach den Sternbildern der großen und kleinen

C^^~X\ o \ Bäume, nach den weitgeschwungenen Kurven der

ö\ \\ \ \ \ Wege und Straßen. Je mehr er in all dies hinein-

\ \ \ \ \ (, j schaut, desto schöner verwandelt sich ihm das Bild

der Linien zu dem der Natur, und die Wellenstriche,
die das Wasser bezeichnen, werden zum weiten
Meer, das herrlich blau an den Strand spült . . .

Der Weg von der Geometrie zur Anschauung
wird nicht von allen Menschen gleich rasch und
t hemmungslos gegangen. Es gibt hier erbebliche
Unterschiede, und der erklärende Architekt muß oft
mit stillem Seufzen feststellen, daß ein sonst so ver-
: nünftiger Auftraggeber oder eine sonst so liebens-
würdige Bauherrin im Lesen von Plänen wie
~ Grundrissen eine seltsame Ungeduld und Schwer-
fälligkeit an den Tag legt. Aber so wenig man sich
allzurasch mit der Feststellung trösten darf, daß
dieser Mann unmusikalisch sei oder jene Frau kein
Organ für Geographie besitze, darf man hier allzu
schnell resignieren. Ein gewisser Sinn ist meist doch
vorhanden. Der »Eingeweihte« muß ihn nur recht
zu wecken suchen, und man wird merken, daß die
Einsicht in Grundrißgeheimnisse, für den »Hausge-
lageplan mit Höhenlinien brauch« wenigstens, ganz gut zu reichen vermag, s.

WASSER

eines Landkartenbildes führt und dabei
vielleicht doch noch ein wenig wirk-
lichkeitsnäher die Plastik der Bau-
formen anzudeuten vermag. Nicht nur
der Baumeister, der den Plan zeichnet,
auch der verständige Betrachter sieht
sich mit Freude in das Gefüge der sau-
beren und bestimmten Linien hinein.
Er erfaßt die Gesamtform des Hauses,
des Daches, der Nebengebäude, der
Terrassen - und falls eine leise Schräg-
sicht noch eine naturnähere kubische
Vorstellung des Hauses ermöglicht,
gleitet sein Blick, selbst wenn ihm so
etwas »unnötig« erscheinen sollte, sehr
 
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