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Neue Räume der Gräfin Margot Besozzi
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0250
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INN EN-DEKORATI ON
GRÄFIN MARGOT BESOZZl —MAILAND »AUS EINEM SCHLAFZIMMER« WEISSER SCHLEIFLACK MIT BLAUEN PROFILEN
liehen Schmuckes entbehren können, da hier die
Schönheit der Materialien zu reinstem farbigen Zu-
sammenklang gebracht wurde.
Mehr noch als in den Formen spricht die Gräfin Be-
sozzi in ihrer kultivierten Farbigkeit aus, was sie zu
sagen hat. Es ist ein zarter weiblicher Geist, der sich
in der Harmonie der Farben zu erkennen gibt, wäh-
rend sich in der Formgebung eine klare männliche
Logik offenbart, die das tektonische Prinzip mit der
Kraft eines gediegenen Handwerks verherrlicht.
In den klangschönen Farben und klaren Formen
des Speisezimmers ist die Gesellschaft, die in ihm
verkehrt, gleichsam latent vorgezeichnet. Der große
Eßtisch und die Stühle aus gesandelter dunkelgrüner
Eiche mit zitronengelben Bezügen sind der Ausdruck
freundlicher Geselligkeit, zu der das zarte Grün der
Wände und Vorhänge, das Burgunderrot des Teppichs
und das leuchtende Weiß der Decke einen wirkungs-
vollen Rahmen abgibt, besonders wenn der große
weiße Kronleuchter und die vier Deckenstrahler alles
in ein festliches Licht tauchen.
Die graziöse Melodienschönheit dieses Raumes
schmeichelt sich dem Auge und dem Gefühl un-
widerstehlich ein. Die Farben: burgunderrot, dunkel-
grün, hellgrün und zitronengelb wiederholen sich in
der Blattpflanzenkomposition, die der Maler Orazi
mit sicherem Instinkt für dekorative Wirkung schuf.
Ein stärkeres Hinüberneigen zur Vergangenheit ist
in dem Schlafzimmer spürbar. Es ist ganz in den
traditionellen Farben blau und weiß gehalten, da es
von einem Fürsten aus dem Hause Savoyen bewohnt
wird. Doch schwingt in der freien Gestaltung eine
deutlich wahrnehmbare moderne Note mit.
Bettbezug und Kissen sind mit blauem Panama-
stoff bezogen und mit weißseidenen Schleifen, den
Emblemen des Hauses Savoyen, bestickt, während
der große Kleiderschrank weißen Schleiflackanstrich
mit blauen Beschlägen und Profilen erhielt. Überall
wiederholen sich die gleichen Farben, alles zu einem
Innenraum von kühler Noblesse und kultivierter
Stille vereinend.
Beide Räume sind Abbilder charaktervoller Häus-
lichkeit. Sie zeigen, daß die neue italienische Raum-
kunst auch in den Wohnungen der alten Adels- und
Patrizierfamilien Einzug gehalten hat, wo sie sich
neben dem traditionellen Besitz gut behauptet. - H.H.
INN EN-DEKORATI ON
GRÄFIN MARGOT BESOZZl —MAILAND »AUS EINEM SCHLAFZIMMER« WEISSER SCHLEIFLACK MIT BLAUEN PROFILEN
liehen Schmuckes entbehren können, da hier die
Schönheit der Materialien zu reinstem farbigen Zu-
sammenklang gebracht wurde.
Mehr noch als in den Formen spricht die Gräfin Be-
sozzi in ihrer kultivierten Farbigkeit aus, was sie zu
sagen hat. Es ist ein zarter weiblicher Geist, der sich
in der Harmonie der Farben zu erkennen gibt, wäh-
rend sich in der Formgebung eine klare männliche
Logik offenbart, die das tektonische Prinzip mit der
Kraft eines gediegenen Handwerks verherrlicht.
In den klangschönen Farben und klaren Formen
des Speisezimmers ist die Gesellschaft, die in ihm
verkehrt, gleichsam latent vorgezeichnet. Der große
Eßtisch und die Stühle aus gesandelter dunkelgrüner
Eiche mit zitronengelben Bezügen sind der Ausdruck
freundlicher Geselligkeit, zu der das zarte Grün der
Wände und Vorhänge, das Burgunderrot des Teppichs
und das leuchtende Weiß der Decke einen wirkungs-
vollen Rahmen abgibt, besonders wenn der große
weiße Kronleuchter und die vier Deckenstrahler alles
in ein festliches Licht tauchen.
Die graziöse Melodienschönheit dieses Raumes
schmeichelt sich dem Auge und dem Gefühl un-
widerstehlich ein. Die Farben: burgunderrot, dunkel-
grün, hellgrün und zitronengelb wiederholen sich in
der Blattpflanzenkomposition, die der Maler Orazi
mit sicherem Instinkt für dekorative Wirkung schuf.
Ein stärkeres Hinüberneigen zur Vergangenheit ist
in dem Schlafzimmer spürbar. Es ist ganz in den
traditionellen Farben blau und weiß gehalten, da es
von einem Fürsten aus dem Hause Savoyen bewohnt
wird. Doch schwingt in der freien Gestaltung eine
deutlich wahrnehmbare moderne Note mit.
Bettbezug und Kissen sind mit blauem Panama-
stoff bezogen und mit weißseidenen Schleifen, den
Emblemen des Hauses Savoyen, bestickt, während
der große Kleiderschrank weißen Schleiflackanstrich
mit blauen Beschlägen und Profilen erhielt. Überall
wiederholen sich die gleichen Farben, alles zu einem
Innenraum von kühler Noblesse und kultivierter
Stille vereinend.
Beide Räume sind Abbilder charaktervoller Häus-
lichkeit. Sie zeigen, daß die neue italienische Raum-
kunst auch in den Wohnungen der alten Adels- und
Patrizierfamilien Einzug gehalten hat, wo sie sich
neben dem traditionellen Besitz gut behauptet. - H.H.