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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Tschauner, Ellie: Brücke zwischen zwei Welten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0262

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254

INNEN-DEKORATI ON

FELZER U.STAHL —BERLIN »AUS EINEM TOCHTERZIMMER« ELFENBEIN SCHLEIFLACK, MIT MALEREI IN ALTSILBER

BRÜCKE ZWISCHEN ZWEI WELTEN

Jungmädchenzeit ist ein Übergang. Ein kurzes
Verharren an einer Schwelle, eine Brücke, die
zwei Welten voneinander trennt und miteinander
verbindet: die heiter-leichte, aus Märchen und Wirk-
lichkeit zu spielerischem Sein verwobene des Kindes,
und die klar und fest umrissene, auf den Ergebnissen
eigener Anschauungen und Erfahrungen aufgebaute
Welt des Erwachsenen.

Kinderglück liegt in der Gemeinsamkeit begründet.
In der Gemeinsamkeit mit den Spielgefährten und
vor allem: den Geschwistern. Sie sind die idealsten
Vertrauten und Kameraden. Man kann mit ihnen den
Tag beginnen und den Abend beschließen, und noch
vor dem Einschlafen gibt ein Blick hinüber zum
Nebenbettchen ein beglückendes Gefühl von Ge-
borgenheit und schöner Gemeinsamkeit.

Und deshalb auch wirkt ein Kinderzimmer, das
nur ein einziger kleiner Insasse bewohnt, immer ein
bißchen unvollkommen und unerfüllt in der Atmo-
sphäre, die es widerstrahlt. Immer ein wenig ver-

einsamt, mag ihn auch noch so viel Liebe und Ver-
ständnis für die kindliche Welt ausgestattet haben.
Es liegt ja nicht an diesem äußeren Charakter, daß ein
solcher »Einzelraum« fast wie ein winziges Exil, ein
Platz der Verbannung anmutet — der sich sofort belebt
und in seinem Ausdruck ändert, wenn sich ein zweites
oder drittes Bettchen dem einen einzigen zugesellt.

Beim halbflüggen Menschen aber, der dabei ist,
sich die Welt des Erwachsenen zu erschließen, ist
es anders. Er träumt von einem abgesondert eigenen
kleinen Reich, in das er manchmal, selbst aus dem
Kreise vertrautester Geschwister, geliebter Freunde
oder Freundinnen heraus, flüchten kann, um mit
Gedanken und Empfindungen, die in diesem Zeit-
abschnitt des Wachsens und Reifens übermächtig
auf ihn einstürmen, allein zu sein und sie selbst zu
verarbeiten. Aber Jungmädchenzeit ist nur ein Über-
gang. Aus ihr wächst die junge Frau, zu ihrer Be-
stimmung reifend, bald in die neue ersehnte Gemein-
schaft der Ehe und der Familie hinein. — E. T.
 
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