Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

DOI article:
Sichart, Emma von: Decken für den neuzeitlichen Innenraum: aus der Werkstätte von Elsbeth Wesselhöft, München
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0310

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
302

INNEN-DEK ORATI ON

Gebrauch erschließt sich deshalb die Schönheit ihrer
Arbeiten. Bedeutsam ist an ihnen die sparsame Ver-
wendung des Ornamentes. Mit Vorliebe gebraucht
die Künstlerin ein aus den feinsten Fäden mit der
Hand geknüpftes Netz, durch das die Politur der
Tischplatte leuchtet. Sie bestickt es frei aus der Hand
mit einzelnen Gräsern und Blüten und umgibt den
Rand mit einem leinenartigen Band, das eine zarte
Blattkante auf lockend begrenzt (Abb. S. 301 oben).
Diese sorgsame Behandlung des Stoffrandes ist
charakteristisch für ihre Stickereien. Von strengster
Form ist die Zeichnung der Empire-Decke mit den
Lorbeerzweigen (Abb. S. 301 unten), aber am ein-
drucksvollsten empfinden wir den Entwurf der großen
viereckigen Decke für ein Herrenzimmer mit der
durch strenge Zucht gebändigten, fast leidenschaft-
lichen Bewegung des gebrochenen Bandes, in das
Lorbeerblätter eingestreut sind (Abb. S. 300).

Neben diesen großen Stücken gehen noch viele
andere schöne Dinge aus ihrer Werkstatt hervor:
kleine und größere Decken, die als zeitgemäßer Ersatz
des Tischtuches dienen, Decken für Schüsseln, Gläser,
Leuchter und Blumenschalen. Vor allem für diese;
denn stets nimmt sie bei der Anordnung des Musters
Rücksicht auf den Blumenschmuck des Heims. Früh-
stücks- und Teegedecke aus zartfarbigem Leinen sind
am Rande mit köstlichen Durchbrüchen verziert.

Der starke künstlerische Eindruck von Elsbeth
Wesselhöfts Arbeiten ist bedingt durch die außer-
ordentliche, fast mathematische Präzision ihrer Tech-
nik. Durch ein von ihr ersonnenes Verfahren des
Färbens, Dämpfens und Bügeins erhalten die fertigen
Stücke den seidigen Glanz alter Damaste und die
edle Tönung einer grünlich schillernden, gelblichen
oder rosigen Farbe, wie wir sie an alten Museums-
stücken bewundern. - emma von sichart-mqnchen

ENTW. OB.-BAURAT
PROFESSOR Dr. h. c.
JOSEF HOFFMANN

£ * 'MI!

tt t III'
Iii

»EHRENPREIS IN SILBER GETRIEBEN« AUSF. ALEXANDER STURM-WIEN

(Aufnähme: Wasow-Münchcn)
 
Annotationen